Vergaserrätsel

  • Hallo ich dachte ja bis jetzt ich beherrsche das Vergaserungetüm :roll: vollständig. Aber gerade habe ich einen, der lässt mich rätseln. Und zwar: Vergaser zerlegt, alles schön gereinigt, alles geprüft ob die richtigen Düsen, Nadeln etc. verbaut sind. Alles fein. Eingebaut, Kiste springt top an, nach Einstellung, läuft sie super im Standgas und zieht ordentlich durch. Aber::::: wenn man im Stadtverkehr hinter einem Auto herzuppelt und nur so ganz leicht Gas gibt also nur so ganz leicht, bockt sie rum, läuft nicht schön und stottert. Fühlt sich typisch an wie bisschen Spritmangel, fast genauso wie wenn man zu früh den Choke zurückschiebt.
    Also alles nochmal geprüft, Nebenluft ausgesschlossen. Leerlaufgemischschraube nochmal genau eingestellt, Synchronisation nochmal geprüft usw. Kerzenbild sieht top aus. Keine Chance es geht nicht weg.
    Also Plan B. Nadel im Primär mal eins höher gehängt als Standard also Kerbe 3 von oben und ich muss sagen, ich habe noch nie eine so geschmeidige XT gefahren. Top Standgas, top anspringen, top Durchzug und selbst untertourig mit wenig Gas butterweich.
    Jetzt die Frage warum will dieser Vergaser die Kerbe 3?????
    Meine Ideen, vielleicht ist die Hauptdüse nicht maßhaltig und ein Tick zu klein? Oder doch irgendwo Nebenluft und ich finde sie nicht???

    XT 350 Baujahr 85
    21000 tkm

  • Genau deshalb gibt´s ja 4 oder 5 Kerben in der Nadel: Vergaser sind in gewissem Masse "Zauberei"!
    Zauberei, weil mehrere Faktoren zusammenkommen, die rein empirisch ohne aufwändigste Messtechnik nicht nachzuvollziehen sind.

    - Die Düsen: Die werden zwar gebohrt, danach aber erst mit dem tatsächlichen Durchfluss einer Prüfflussigkeit klassifiziert. So genau kann man gar nicht bohren oder fräsen. Schon leichteste Abnützung des Werkzeugs führen zu einer anderen Lochgrösse. Dto. bei Abweichungen im Düsen-Werkstoff. Das sind ja Legierungen, die einer bestimmten Toleranz unterliegen.

    - Die Düsennadel wird auch mit einer gewisen Toleranz hergestellt. Das mögen nur tausendstel mm sein, aber der konische Teil ist halt auch nur sooo genau und nicht "absolut genau".

    - Dto. für die Nadeldüse und den dadurch entstehenden Ringspalt zwischen Nadel und Düse.

    - Und zu guter Letzt: Die Viskosität des Kraftstoffs. AUch die unterliegt Schwankungen (Zähigkeit und Wichte).

    - Die Feder(härte) der Dämpfungsfeder im Sekundärvergaser soll genau das von Dir beschriebene Verhalten unterdrücken. Vielelicht ist die morsch bzw. ausgeleiert....

    Wenn nun ein "schwerer" Kraftstoff auf eine minimalst zu dicke Düsennadel mit einer minimal zu kleinen Nadeldüsenbohrung trifft und einen Gleichdruckvergaser mit einer leicht ausgeleierten Dänpferfeder, dann muss man halt die Nadel eine Kerbe höher hängen um das Konstantfahrruckeln oder feinnervige Ansprechverhalten in den Griff zu kriegen. Grade bei unseren 20, 30 oder mehr Jahre alten mechanischen Geräten passieren halt Dinge, die der reinen Lehre und dem Werkstatthandbuch nach gar nicht passieren können :)

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • super danke etti, sowas in der Art hatte ich auch vermutet.
    Eine nachfrage zu der Feder im Sekundär. Also ich bin der Meinung dieses Zuppeln triit noch genau dann auf, bevor die Drosselklappe im Sekundär sich bewegt, also wenn die noch voll geschlossen ist. Sobald über den Hebel zum Sekundär diese angehoben wird, ist alles gut. Deswegen verstehe ich den Zusammenhang nicht ganz. Ist da einer, auch wenn die Klappe noch zu ist?

    XT 350 Baujahr 85
    21000 tkm

  • Wenn der Gasschieber des 1. Vergasers (links) um 2,5 mm angehoben ist, dann soll die Drosselklappe des 2. Vergasers (rechts) mit dem Öffnen beginnen.

    Wie messen (?): Vergaser ausbauen, 3mm Bohrer unter den linken Gasschieber klemmen, Vergaser um 90° nach unten drehen, Seilzugbetätigung betätigen /öffnen.
    Wenn der Bohrer nach unten fällt, soll die Drosselklappe rechts sich gerade öffnen.

    Die Einstellmöglichkeit liegt oben zwischen den Vergasern.

    Gruß

  • Nene, Frage war verständlich :) Hab komischerweise keine Nachricht mehr bekommen, dass Antwort kam...

    ALso mal zu Anfang: Klar kann die Feder bzw. der Primärvergaser absolut nix damit zu tun haben. Das muss man sich selber auseinanderklamüsern bei welcher präzisen Gasstellung die Ruckelei auftritt und welcher Vergaser dabei möglicherweise beteiligt ist.

    Zitat

    und nur so ganz leicht Gas gibt also nur so ganz leicht,

    Das ist halt jetzt Interpretationssache: Ist der Sekundärvergaser schon beteiligt oder noch nicht.

    Um die Verwirrung komplett zu machen:
    Durch das Höherhängen der Nadel hast Du gerade im unteren Teillastbereich das Gemisch angefettet.
    Evtl. war auch der Übergang vom Leerlauf zum Teillastbetrieb unsauber (morsche alte Leetlaufdüse - und glaube bitte niemand, dass man das "sähe" mit blossem Auge!) oder die Leerlaufeinstellschraube ist auch nicht mehr taufrisch.

    Egal - nachdem aber ddie Stellung des Primärvergaser-Schieber auschliesslich durch den Gasgriff definiert wird, der Sekundärvergaser aber aussliesslich über die Drosselklappenstellung (der Gasgriff ist hierbei nur mittelbar relevant) und möglicherweise die Drosselklappe gerade öffnet und der Schieber durch den Unterdruck oben bewegt wird, erschien mir für dieses Verhalten auch ein mangelhaftes Dämpfungsverhalten möglich.

    V.a. wenn da gerade durch die innewohnenden Elastizitäten evtl. schnell zwischen "auf" und "zu" gewechselt wird. Möglicherweise durch Vibration...

    Möglich! Es wurden solche Federn auch schon mal vergessen.... ich sag jetzt nicht von wem... :shock:

    Anyway, das alte Ding nagelt und alles ist gut.
    Das sind ja alles nur Überlegungen und Erklärungsversuche und ICH würde da jetzt nicht auf Ursachenforschungsreise gehen sondern mich am fahrenden Mopped erfreuen :)

    P.S.: Hab ich schon mal erwähnt, dass die XT mein letztes Mopped mit Vergaser war? Was sind elektronische Einspritzanlagen toll... geht oder geht nicht :)

    1985 XT350 55V
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  • er könnte ja nun wenn er ganz viel lust und laune hat, auch mal den einen sekundär an den anderen schrauben und seine ergebnisse hier mitteilen.

    Dann, auf welcher Höhe wohnt er denn in Thüringen? und wo finden die tests statt? Nicht doch in Oberhof?

    Nen gaser hat halt abweichungen, sowohl in der fertigung, wie auch im laufenden betrieb.
    als wir 19 waren und die Kisten neu hatten, wurde bei 250km auf Reserve geschaltet. 65kg dürfte ich gewogen haben, und ne Lederhose oder jeans hatte ich an. da kam dann der verbrauch von 4liter raus. Tourentempo, landstrassen, aber auch mal 130 beim überholen.
    Luftdruck korrekt, normale Enduroreifen. Serienprofil.

    wem das alles nichts mehr heutzutage ist, der greife zur CRF300L.

    wie der Brennwert des damaligen sprit zum heutigen E10, E5, superplus ist, keine ahnung.

    Gruß


    Georg

    achtung dement!
    ja ich bin direkt, aber ehrlich.

  • Höhe in Thüringen bzw. Oberhof sind knapp 800m - das merkt man beim Vergaser noch nicht... der höchste Bayerwaldpass ist 1120m und da merkt man auch noch nix :)

    Abgesehen davon wird der Luftdruck und damit die Luft WENIGER - dannn würde er fetter laufen.
    Hier war die Bude zu mager (hence das Hochsetzen der Nadel) mithin wäre die Höhe eher hilfreich!

    CRF300L - hab ich auch schon angekuckt. Wenn die 20 Kilo leichter wäre, würde ich möglicherweise schwach werden. Aber 156Kg (auswendig) kannste knicken - das sind knapp 20Kg mehr als unsere Bude und das ist zu schwer....

    1985 XT350 55V
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  • Wieder mal Dank. Ja das Ding geht gerade richtig gut aber das Interesse ist größer und ich werde dem nochmal nachgehen. Nächste Woche. Ich habe 2 xts und Ersatzteile bis an mein Lebensende also wird es wohl immer ein vergaser bleiben :)
    Crf 300 hat mir nicht gefallen.

    XT 350 Baujahr 85
    21000 tkm

  • Ja, jungs, wollte ja nur mal ein wenig witzeln... Ihr habt schon recht.
    ich finds ja auch sehr sehr bescheiden, warum man a, den WR250R motor nicht in die Euro 5 brachte und in dem zuge gleich auf 300 bzw. 350ccm erhöht hat. mit 131kg wäre das dann spitze gewesen.
    aber, wie eigentlich bei allen Fahrzeugen, alles wird irgendwie größer und fetter.
    klaro, die Kisten sollen ja auch top gerade aus laufen, und dabei nicht wackeln.

    Gruß


    Georg

    achtung dement!
    ja ich bin direkt, aber ehrlich.

  • Das Rätsel ging sehr interessant weiter und hatte eine spannende Auflösung.
    Ich habe den Vergaser nochmal unter die Lupe genommen, einfach nichts zu finden. Naja dachte ich erst, dann is dem so. Aber warum habe ich eigentlich 2 Mopeds :) Also mal Vergaser getauscht und das stotternde, stottert mit dem anderen Vergaser weiter und das andere läuft prima mit dem eigentlich stotternden Vergaser. AHA also nicht der Vergaser ??????
    Nur um mal grundelgendes zu prüfen, Ventildeckel runter, Kettenspannung und Ventilspiel prüfen und habe ich mich gefreut, dass ich dem Problem nachgegangen bin. Beim drehen der Kurbelwelle spürte ich ein merkwürdiges Spiel. Schraube vom Kurbelwellenzahnrad locker, Die Sicherungsplatte hat sie noch gehalten, so hatte ich eine Art kleine dynamische Nockenwellenverstellung :) Wahrscheinlich haben sich bei ganz wenig Gas ständig die Steuerzeiten leicht hin und her verstellt, deswegen das zuppeln. Schraube festgezogen, zur Sicherheit noch Schraubensicherung drunter und siehe da, kein zuppeln mehr.
    Schwein gehabt, würde ich sagen.

    XT 350 Baujahr 85
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