Zitat von weinviertler
Wird Gas weggenommen stirbt sie zumindest kalt ab, ...Ich weiß jetzt leider auch nicht ob das Gasproblem eine weitere Einstellungssache...
Ich würde mal vermuten, dass dein Kaltstartsystem immer noch mau ist, wenn sie nur mit Gasgeben läuft und ohne ausgeht.
Die erste Geschichte, die ich prüfen würde, ist der Kraftstoffstand in der Schwimmerkammer.
Da reagiert das Prinzesschen relativ sensibel, auch wenn das vielen nicht klar ist, weils minimale Unarten sind, die meist gar nicht auffallen.
Problem mit dem Gasgeben bei grad gestartetem Motor ist, dass der Motor keinen Grund hat, irgendwas ausm Chokesystem zu nuckeln, wenn oben der dicke Kanal und darin der Schieber oder ne Drosselklappe sperrangelweit offensteht.
Wenn alles stimmt, dürfte man den Motor beim Kaltstart mit geöffnetem Gashahn gar nicht ankriegen, im Umkehrschluss ist es auch gar nicht nötig, Gaszugeben.
Um das Startprozedere mal in Zeitlupe zu beleuchten:
In der Schwimmerkammer ist ja ein senkrechter Kanal, in den bei montierter Schwimmerkammer ein Messingröhrchen reinragt.
Dieses Messingröhrchen ist ein Mischrohr wie es auch zwischen Hauptdüse und Nadeldüse zu finden ist. In beiden steht im Ruhezustand Benzin in Höhe des Schwimmer(genauer: Benzin)stands und je schneller die Brühe abgesaugt wird (bei genauer Betrachtung erkennt man, dass beide ja in nem Senkrechten Kanal sitzen/hängen), umso mehr Luft mischt sich (daher der Name Mischrohr) dazu und es findet ne Vor-Emulgation statt, die bewirkt, dass der Kraftstoff sich beim Austritt in den Ansaugkanal besser mit der dort vorbeirauschenden Luft vermischt, verwirbelt, zerstäubt.
Aber zurück zum Choke (genaugenommen ist die Bezeichnung auch Bullshit, denn zu deutsch hiesse das 'würgen', der Motor bekommt also die Luft abgewürgt, das trifft aber nur bei Kaltstartsystemen (so der korrekte Ausdruck) zu, die tatsächlich ne Klappe am Vergasereingang haben, die dem Motor die Luft 'abwürgt'): Im Ruhezustand steht also der Kanal so voll wie die Schwimmerkammer, wenn ichs recht ausm Kopf weiss, bei laufendem Motor (wenns nur schon soweit wär...) 7mm unter der Schwimmerkammeroberkante.
Wird nun das Kaltstartsystem betätigt und gestartet, reissts das in dem Kanal stehende Benzin mit in den Motor.
Das gibt ein Mischungsverhältnis von ca. 4:1, also weit entfernt von Lambda=1...
Dies aber nur ganz kurz, weil der Kanal ist in wenigen Sekunden leer.
Ab dann, und dies ist der Knackpunkt, gibts ne Mischung von ca. 8-10:1, also schon deutlich magerer, aber wo kommt die her?
Ganz einfach: die regelt die Kaltstartkraftstoffdüse, die in dem senkrechten Kanal in der Schwimmerkammer ganz unten und versteckt drin sitzt.
Wenn die zu ist, tut sich oftmals gar nix in Sachen Starten, manchmal ist sie aber nach langer Standzeit nur verengt, also so halb-zu und die Brühe fliesst daher nicht schnell genug nach. Typisches Szenario nach langer Standzeit: die Hütte rappelt los, geht nach 2-3Sekunden gleich wieder aus, egal was man tut, geht auch nicht sofort wieder an, wenn man aber ne Minute oder auch länger wartet (und der Kanal langsam wieder vollgesickert ist), wiederholt sich das Spiel: Anspringen, 2 Sekunden laufen, Aus.
Wiederholt man es oft genug, läuft der Motor dann auch zunehmend länger, weil ihm dank zunehmender Temperatur dann irgendwann auch das Gemisch, welches er vom Leerlaufsystem spendiert bekommt, zum Überleben reicht.
So, oben hatte ich im Zusammenhang mit dem vom Vergaseroberteil in die Schwimmerkammer ragenden Mischrohr diese Vor-Emulgiererei erwähnt.
Dazu muss Luft her. Im Hauptsystem gibts dazu nen Kanal nach hinten mit der Hauptluftdüse an seinem Anfang, in der Schwimmerkammer gibts pfiffigerweise entweder ne Bohrung in die Schwimmerkammer, die sitzt dann im eigentlichen Vergasergehäuse, also nicht in der Schwimmerkammer, die zweite Variante ist ein Durchbruch in der Dichtkante der Schwimmerkammer. Der kann seitens des Vergasergehäuses angeordnet sein oder genausogut in der Oberkante der Schwimmerkammer selbst.
In der einen Variante wird das Ding leicht übersehen, bei der zweiten gerne mal mit abgewürgt, wenn man verzweifelt versucht, die Schwimmerkammer dichtzukriegen.
Funktionieren tut das System aber so oder so (wie der restliche Vergaser!) nur, wenn Atmosphärendruck in die Schwimmerkammer gelangt. Für kleinere Vorhaben reicht dazu, was durch das Überlaufröhrchen gelangt,, für alles mehr als Husten ist das aber bei weitem nicht genug. Die Bedeutung dieser BE-lüftung kann man daran ermessen, dass viele Hersteller sie sogar doppelt ausgeführt haben.
Manch arme Kreatur hat diesen Umstand bereits verkannt und um zu verhindern, dass Dreck in den empfindlichen Vergaser gelangen kann, diese beiden Anschlussstutzen daher mit einem Schlauchstück miteinander verbunden.
Ich weiss nicht, ob ich die Story hier mal zum Besten gegeben hab, aber n Kollege hat unter meinen Augen mal nen Tag lang nen Rollervergaser ca. drölfzehn Mal aus- und wieder eingebaut und dazwischen 'gereingt', 'geprüft' und 'eingestellt' (also: was er halt dafür hielt) und jedesmal wieder feststellen müssen, dass die Kiste immer noch nicht lief. Irgendwann hielt er mir den Vergaser unter die Nase, relativ ratlos schon, ich hab ihn durchgeguckt, für gut befunden und hab ihn ihn wieder einbauen lassen. Wieder nix.
Ich so: "kann doch nicht sein, lass ma gucken!" geh hin, guck den Vergaser an, wo er tüchtig den Schlauch zwischen den beiden Stutzen wieder hingemacht hat, so wie der Kunde ("mein Kumpel ist Autoschlosser, der hat schonmal geguckt und auch nix gefunden!") ehe er die Kiste aufm Hänger brachte, auch, zieh eine Seite ab, drück den Starter: läuft wie am ersten Tag.
Also: wenn die Einstellung sicher stimmt, würd ich nen Schluck Profi Fuel Max bei Tante Louis auftreiben (aber nix anderes!)(ausser von Kent gibts noch ein ähnliches Mittel, allerdings zum vierfachen Preis, da kommen die meisten aber eh nicht ran), zum Benzin schütten. Kurz einwirken lassen, und 'gib ihm'.
Im Zweifelsfall den Gasschieber lieber weiter zu als zu weit offen, die Startgeschichte kriegt das Ding im Idealfall und wenn alles passt rein per Chokesystem und Leerlaufsystem gebacken.