Luft auf die Gabel

  • Tach!
    In Zeiten der XT350, also bis ende der 80er wars hipp, ein Luftventil anzubringen, um Luft in die Gabel pumpen zu können. Heute sehen wir die Fortsetzung in Fahrradfederelementen, die komplett mit einer Luftfederung arbeiten, also auf eine Stahlfeder (Gewicht) verzichten. Das brachte Probleme mit der Abdichtung, da normalerweise nur das Öl in der gabel gehalten werden musste, wozu relativ "lasche" Dichtringe ausreichten. Um die Luft zu halten war es notwendig, die Simmeringe mit nem höheren Anpressdruck zu versehen,was aber bei den zunehmenden Standrohrdurchmessern zu Problemen mit dem Ansprechverhalten führte. Das war auch der Grund, weshalb Luftfederbeine von Fournales, die auch keine Stahlfeder hatten, wieder vom Markt verschwunden sind. Beim Fahrrad hat man diese Problematik inden Griff bekommen, indem man sog. Negativluftkammern mit einbaute, die gewissermassen zur verbesserung des Ansprechverhaltens (Losbrechmoment) das Element in Einfederrichtung "vorspannen".
    Retour zur XT: Der Hintergedanke ist der, über die Schaffung einer zusätzlichen Luftfeder die Gabel der Belastung anpassne zu können, ohne die Stahlfeder zu tauschen, bzw Vorzuspannen, was auch wieder probleme aufwirft, auf die ich nicht näher hier eingehen will.
    Letztenendes hast du eh ne Luftfeder mit eingebaut, nämlich das Luftpolster, was vorhanden sein muss, da der Ölstand beim Einfedern der gabel, also dem Zusammenschieben der beiden Rohre, ja ansteigt, und dieser Anstieg vom Volumen her ausgeglichen werden muss.
    Über dieses Luftpolster, genauer gesagt, die Grösse des Luftpolsters erreicht man eine Progression im letzten Drittel des Federwegs. Dies kann man über ein Anheben, bzw Absenken des Ölstandes ändern, aber nur wenige Ausnahmefahrer werden in der Lage sein, den Unterschied zu er-"fahren".
    Praktisch ist es so, dass man über dieses Gimmik mit dem ventil und dem Luftreinblasen ein Austausch der feder zum Einstellen der "statischen Vorlast" (das ist der Wert, um den das Moppet bei kompletter Beladung in die feder sinkt, um auch bei zB nem Loch ausfedern zu können;- dieser Wert sollte etwa ein Dritttel des zur verfügung stehenden Gesamtfederweges betragen, also bei 180mm federweg 60mm) vermeiden wollte.
    Leider geht dies in der realität damit einher, dass entweder (bei den Originalen Gabelsimmeringen) das Losbrechmoment ansteigt (die Gabel spricht nicht feinfühlig genug auf kleine Unebenheiten an), bei Billiggabelsimmeringen aus dem Zubehör kommt man mit Wechseln schwer nach, weil sie dauernd undicht werden.
    Du solltest also vermeiden, Luft reinzupumpen, und stattdessen über ne geeignete Feder die statische Vorlast einstellen, wobei namhafte federhersteller wie Wirth, Öhlins oder Wilbers die Federrate der originalfeder kennen sollten, und dir die für dein Gewicht geeignete feder verkaufen können sollten.
    Noch was: Ein weit verbreiteter Aberglaube beschert den Austauschfederherstellern ungeahnte Umsätze, weil viele denken, sie bräuchten ne härtere feder, wenn das federelement durchschlägt:
    Man muss bei gabel und bei Federbein die federung und die Dämpfung strikt trennen: mit der feder wird, vorne wie hinten, eingestellt, dass die Fuhre belastet ein drittel des federwegs aufbraucht. Sonst nix.
    Der rest ist ne Dämpfersache, dh, wenn die gabel/das Federbein durchschlägt, muss der Impact, der dazu führt abgedämpft werden, ehe der Federweg aufgebraucht ist. Also die Druckstufendämpfung erhöhen, was bei der XT nur mit dickerem Öl geht, da man nix einstellen kann (man könnte alternativ auch die Drosselbohrungen fürs Dämpferöl verkleinern...)
    Mit der zugstufendämpfung wird dann die Ausfederbewegung gedämpft, damit sich einerseits die Fuhre nicht aufschaukelt (zu wenig Dämpfung), aber auch fix genug ausfedert, damit bei dem nächsten Einfedern-müssen wieder der gesamte (eigentlich zwei Drittel...) Federweg zur Verfügung steht.
    Auch dies lässt sich bei der Xt leider nicht einstellen, bzw wenn man die Druckstufendämpfung durch dickerse Öl erhöht, wird automatisch auch die Zugstufendämpfung grösser. Dabei ist generell die Druckstufe weniger als die zugstufe gedämpft, ausser beim trial, aber dies ist wieder ein anderes Kapitel...

    Um also deine Fragen in zwei Sätzen zu beantworten (was es vielleicht auch getan hätte... :shock: ):
    Aufpumpen bis 17PSI bringt Änderung der statischen Vorlast und zunahme der Progressivität vor allem im letzten drittel des federwegs, und es verändert sich der Verbauch der gabelsimmeringe: er nimmt auch zu :D

    "Fahren Sie viel!"

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