Bremsgestänge

  • Sodala, war unterwegs - aber jetzt mal zur Klarstellung: Von der rechten Seite des Moppeds (steuerbords) auf die Bremsankerplatte gekuckt, stehen die beiden Bremsbacken senkrecht, der Bremsnocken ist unten.
    Berücksichtigt man nun die (vorwärtige) Drehrichtung des Rades, dann ist der LINKE Backen der "auflaufende", weil die Seite, die der Bremsnocken an die Trommel drückt, ZUERST an der Bremstrommel vorbeistreicht (der BREMSNOCKEN ist "Anfang und Ende, das Mass aller Dinge hier), knapp 360 Grad später erst wird der LINKE Backen an die Trommel gedrückt. Der auflaufende Backen wird nun - wie Trischter schon schrieb - "von selber" gegen die Bremstrommel (und vom Nocken weg-) gedrückt. Das ist einfach so und muss man hinnehmen - daher kommt die sogenannte "Selbstverstärkung" der Trommelbremse (und damit erklärt sich auch das Fehlen eines Bremskraftverstärkers bei trommel-gebremsten Automobilen.

    Vorteil der sog. Einnockenbremse wie bei der XT ist, dass sie vorwärts und rückwärts genauso hält bzw. bremst. Wirklich wichtig im Gelände.

    Die "verbesserte" Bauform (ich hingegen halte sie für schlechter) ist die sog. Duplexbremse. Da gibt es 2 Bremsnocken, einen auf jeder Seite, welche die Bremsbacken gegen die Trommel drücken. Damit hat man 2 (!) auflaufende Bremsbacken in Fahrtrichtung, aber KEINEN mehr rückwärts. Wer sowas jemals hatte und an einer Steigung damit stehenbleiben musste, wird schnell feststellen, dass er - um die Fuhre im Stillstand zu halten - am Hebel zerren muss wie ein Ochse - und die Fuhre immer noch nicht sicher hält.

    Der "Gipfel" der Trommelbremsentechnik ist die sog, "Doppel-Duplex Trommelbremse". Da gibt´s dann VIER Bremsnocken, d.h. jede Bremsbelagseite hat ihren eigenen Bremsnocken. Das ist zwar bremsentechnisch sehr schön, weil es nur noch "auflaufende" Backen gibt, d.h. diese Bremse hält vor- und rückwärts immer genauso UND es muss ich nicht drum gekümmert werden, dass der auflaufende Backen auch genügend Druck abkriegt (siehe oben), ABER dafür muss mit der Handkraft am Hebel auch permanent die Federkraft von VIER Backen-Rückholfedern überwunden werden. Das bedeutet in der Praxis, dass es eine richtig "scharfe" Bremse hat, die sich aber durch die 4 Rückholfedern sehr schlecht dosieren lässt. Wurde am Mopped eigentlich und soweit ich weiss, nur von Grimeca gebaut und wurde verwendet auf den italienischen Sportmaschinen á la Ducati, Laverda und Co. Und setzte sich an sich nie recht durch, weil´s ausserhalb der Rennstrecke zwar viel auf Wirkung ankommt, noch viel mehr aber auf Dosierbarkeit (Sand und Splitt auf dem Fahrbahnbelag sind auf der Rennstrecke eher selten zu finden, können einem aber auf der Strasse mit einer schlecht dosierbaren Bremse so richtig den Tag versauen.

    Dass die ganze Einstellerei bei Duplex- und Doppelduplex im Vergleich zur "normalen" Einnockenbremse ein absoluter Alptraum ist, erwähen ich nur am Rande. Aber man Stelle sich nur den mechanischen Aufwand vor (und die regelmässige Wiederholung desselben) wenn man anlässlich eines Belagwechsels sicherstellen muss, dass jeder Bremsnocken den Belag auch mit annähernd gleicher Kraft auf die Trommelinnenseite drückt. Ich musste das zuletzt vor ein paar Jahren bei der indischen Enfield eines Kumpels machen - mit entsprechenden Testfahrten und Vergleichen ging da der beste Teil eines Tages drauf. Wie man so bescheuert sein kann, bei einem 15PS Mopped eine Duplexbremse da hinzubauen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Inder halt...

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • Ist die Enfield nicht ein Lizenzbau einer asbach-uralten Engländerin ?
    Dann wäre das Rätsel gelöst, denn jeder Asterix-Leser weiss: "Die spinnen, die Briten." :wink:

    Beim Moppedfahren verlasse ich mich voll und ganz auf alle meine Sinne.
    Wahnsinn, Irrsinn, Blödsinn, Schwachsinn....

  • Die Inder verbauen sowas, weils mit viel Einstellerei genauso mies funktioniert, wie anderswo ne simple Trommelbremse ohne was einstellen zu müssen...

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Da muss man die Engländer ausnahmsweise mal in Schutz nehmen: Die Enflields hatten damals zu Zeiten Albrechts des Zerlegbaren schon recht, hatte die damalige Enfield ja schon an die 35PS, mithin erreichte man damit Geschwindigkeiten, bei denen gute Verzögerungswerte die Auszahlung der eigenen Lebensversicherung hinauszögern konnten.

    Allerdings bei einem 10 PS Dieselmotor, mit welchem das "Kraftrad" ausgestattet war, tat´s schon die Motorbremse :)

    Am besten war allerdings der Umbau auf Lombardini Stationärmotor - alleine die Schwungscheibe hatte 22 Kg und der Auspuff liess den offenen Blick auf´s Auslassventil zu :) Interessant war allerdings der Verbrauch: Bei 95 km/h (mehr war nicht drin) 1,4 Liter Diesel auf 100 km.

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  • Zitat von Etti

    Interessant war allerdings der Verbrauch: Bei 95 km/h (mehr war nicht drin) 1,4 Liter Diesel auf 100 km.


    Na iss doch klar: bei DER Schwungmasse (da dürfte selbst die Falcone seelig das Nachsehen haben...) schalteste nach 20km einfach den Motor ab, ziehst den Deko und rollst aus...

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