Vergaser läuft über und Motor geht ohne Choke aus

  • Moin Moin,

    meine Kleine macht neuerdings Zicken... :evil:
    "Früher" konnte ich den Choke wenn sie warm war ganz rein machen und sie lief schön im Standgas vor sich hin. Neuerdings will sie ohne Choke aber nicht laufen und geht aus wenn ich ihn rein machen will.

    Zusätzlich ist mir aufgefallen das wenn ich den Benzinhahn öffne (nachdem ich den Vergaser unter Motor leer laufen gelassen habe), sich erst mal ein Schwall Kraftstoff aus den Vergaserschläuchen auf den Boden ergießt.

    Da ich damals doch ziemlich Mühe hatte den Vergaser so einzustellen das sich die Maschine gut starten lässt, möchte ich natürlich erst mal ungern alles auseinander rupfen, sondern würde mich gerne Stück für Stück dem Problem nähern wollen.

    Hat irgendjemand eine Idee was sich da verabschiedet haben könnte???
    Ich hege den Verdacht das beide Probleme zusammenhängen.

    Vielen Dank schon mal im voraus für hilfreiche Hinweise.

    Viele Grüße,

    Firemedic

  • Hallo Firemedic!


    Zuerst die gute Nachricht:

    Das Gemischanreicherungssystem (Choke) funktioniert!

    Die schlechte Nachricht:

    Das Standgassystem funktioniert nicht!


    Deshalb übernimmt der Choke die Aufgabe des Standgases und wenn Du
    den reindrückst, dann ist die Kiste tot.

    Also runter mit dem Vergaser und Standgassystem gründlich reinigen.
    (Bremsluftdüsen hinten am Vergaser mit den dazugehörigen Kanälen
    bis zur Leerlaufdüse und weiter zur GMRS , Leerlaufdüse mit Bohrung ins Venturirohr, die Bohrung von Gemischregulierschraube ins Venturirohr).

    Prüfen lässt sich das dadurch, dass wenn die Kiste warm ist, man das
    Drosselventil (Gas) händisch mit der Stellschraube hochdreht.
    Dann Choke reindrücken.
    Läuft die Kiste dann weiter hat das Drosselventil statt dem Choke die Aufgabe des Standgases übernommen.
    Also liegt der Fehler fast sicher im Standgassystem.

    Achtung!!!

    Nach dieser Prüfung unbedingt die Drosselklappe wieder zudrehen, sonst
    fehlt Dir beim nächsten Starten der Choke und der Motor springt kalt nicht an!

    Sollte das alles frei sein und das Problem noch immer bestehen, dann
    muss man sich Gedanken machen, ob nicht Falschluft das Gemisch abmagert, und der Choke dann wieder das richtige Gemisch herstellt.
    Das müsste man allerdings auch bei höherer Drehzahl bemerken.

    Die üblichen Verdächtigen sind hier die Gummis vor und hinter dem
    Vergaser sowie die Dichtung der Gemischregulierschraube


    Das zweite Problem mit dem Überlaufen hat mit dem Standgas wahrscheinlich nichts zu tun, da zu hoher Kraftstoffstand das Gemisch
    anreichern müsste und nicht abmagern.

    Also hier Schwimmernadelventil und O-Ring im Ventilsitz auf Dichtheit und Funktion prüfen, sowie den Kraftstoffstand einstellen.
    Auch möglich das der Schwimmer durch das Leerfahren in der unteren
    Position irgendwie festhängt und sich erst mit steigenden Auftrieb etwas
    verspätet löst.

    Ohne Abmontieren und Nachschauen wird es aber nicht gehen.

    Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich.


    Gruß Jochen

  • Moin Jochen,

    vielen Dank für die wirklich ausführliche Erklärung / Beschreibung! :D
    Ich werde mir über die dunkle Jahreszeit den Vergaser mal vornehmen.

    Allen XT-lern ein Frohes Fest und einen guten Rutsch (falls man sich nicht mehr liest, hört oder sieht),

    Firemedic

  • Der "Überlaufschwall" nach´m Aufdrehen des Benzinhahns kommt schwer vermutlich von einem festhängenden Schwimmerventil.

    Macht meine auch wenn´se mal ein paar Tage gestanden hat mit leerer Schwimmerkammer. That´s life, das bekam ich auch anlässlich einer Vergaserüberholung mit penibler Reinigung und potentieller Gratentfernung des Schwimmers auf seiner Achse nicht weg.

    Man verlege den Überlaufschlauch am Rahmen neben der linken Fussraste aussen und klopfe sanft gegen den Vergaser wenn´s läuft. Dann löst sich das Ventil und macht zu. Auf´m Seitenständer passiert da nix und sobald mal mal gekickt hat (und vergessen zu klopfen...) macht das Ventil von selber zu und gut is.

    Anständige Moppeds machen ab und an ein Pfützchen und markieren ihr Revier!

    Ursache vermutlich eine verstopfte Leerlaufdüse (nicht Bremsluftdüse, sonst liefe sie zu fett!).

    Treckerfahrers Test mit Schieberanschlag nach oben ist korrekt und würde letzte Gewissheit bringen.

    Leerlaufsystem ist ja am linken (Schieber-)Vergaser.

    Wenn sonst alles tut, kannste da durchaus mit Vergaserreiniger Glück haben (Profi Fuel Max - sonst nix!), wenn´s nur ein "Lackteilchen" in der Leerlaufdüse ist. Erspart den Auseinanderbau evtl.

    Unbedingt dann aber mit der Schwimmerkammer-Ablassschraube die ganze Chose mal durchspülen und durch einen Kaffeefilter laufen lassen ob da Dreck drin ist.

    Der Tank sollte innen wirklich rostfrei sein und wenn nicht, dann auch kein Beinbruch aber schalte einen Papier-Benzinfilter nach´m Tank dazwischen. Dann haste Ruhe (und siehst den Gammel im Filter...).

    Man könnte auch von hinten (Ansaug wegmachen) in den linken Vergaser mal mit Druckluft durch die Nadeldüse "reinleuchten". Wenn man Druckluft und eine passende Pistole mit elastischem Schläuchelchen vorne dran hat). Evtl. drückt´s den Gammel aus der Leerlaufdüse zurück in die Schwimmerkammer. Danach spülen und Thema durch. Der Vergaserreiniger ist aber bei unseren Moppeds sowieso 1x im Jahr eine gute Idee - unabhängig von aktuellen Kalamitäten.

    Worst Case ist in der tat die Zerlegung des ganzen Kladderadatschs.
    Anlässich dessen würde ich mir aber gleich den Keyster Vergaserüberholungssatz miterwerben und alles tauschen, was da drin ist.

    Siehe oben, bei Gammel im Tank Papierfilter vorschalten...

    1985 XT350 55V
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