Gabelöl-- Welches und warum ?

  • Moin,

    ich habe diesen sehr interessanten Bericht aus einem anderen Forum kopiert.
    Daher der etwas ruppige Einstieg.
    Der Rest ist einfach nur Klasse !!


    Anbei, mal wieder, dieser Text:


    um als Erstes Deine Frage zu beantworten: SS7 ist die Erstbefüllung bei Showa. (16,5 cSt bei 40°C) Annähernd gleich "hart" ist Motul Fork Oil Very Light oder RockShox 5 Medium (ist einen Tick härter)

    Thomas hat´s ja schon angedeutet: Die "Viskositätsklassen" von Gabelölen sind extrem unzuverlässig. Um´s noch ein bisschen ausführlicher zu beleuchten, kriegst Du Auszüge aus einem kleinen Artikel, den ich kürzlich für unsere Club-Zeitung verfasst habe.

    Kurz zusammengefasst: ALLES MOPPELKOTZE!!
    Eine Einteilung von Gabelölen nach SAE-Klassen (also 5 -10- 15 - 20 oder sogar 2,5 oder 7,5) ist unsinnig, durch keinerlei Norm gedeckt und dadurch auch völlig willkürlich. Die SAE Einteilung ist rein und ausschließlich für Motor- und Getriebeöle und dort auch nur innerhalb einer der beiden Gruppen schlüssig. Die Messverfahren und –temperaturen sind für Motoröle ganz andere wie für Getriebeöle. Für Hydrauliköle -zu denen Gabelöl gehört- gilt keine der Festlegungen. Die festgeschriebenen Messtemperaturen und die Unterschiede von dynamischer und kinematischer Nenn-Viskosität ergeben ohne Zuordnung haarsträubenden Blödsinn und jeder Hersteller schreibt auf seine Fläschchen, was seine Marketingfuzzis für umsatzfördernd halten. Das darf er sogar, da eben keine eigene Norm für Gabelöle existiert, die den Unsinn in geordnete Bahnen lenken würde. Glaubt ihr nicht? Dann lest weiter.....

    Noch was: Wer mit der im folgenden verwendeten Einheit Centistokes (cSt) nichts anfangen kann, dem sei zur Veranschaulichung gesagt, daß Wasser eine kinematische Viskosität von 1 cSt hat und daß die betrachteten 150 Gabelöle von 10 cSt bis maximal 116 cSt reichen. (Die korrekte, moderne Einheit sind mm²/s, aber die sind ein Alptraum zu tippen).

    Also: Ich hab´ mal in Deutschland gebräuchliche „10er“ Gabelöle rausgesucht und deren Werte verglichen: Das dünnste der als SAE10 angebotenen Öle ist hier „Castrol light SAE10“ mit 15,0 cSt, das dickste „Motorex Racing Fork Oil 10“ mit sage und schreibe 52,2 cSt. Beide werden als 10er Gabelöl verkauft und dazwischen tummeln sich aber 5er, natürlich viele weitere 10er, 15er und sogar 20er Öle!
    Es gibt also jede Menge „5er“ Öle, die deutlich dicker sind als das 10er Castrol (z.B. das „Shell Advance Fork 5“ mit 33,0 cSt), ebenso gibt´s 15er und 20er Öle, die wesentlich dünnflüssiger sind als das 10er Motorex (zur Erinnerung: 52,5 cSt), wie z.B. „Torco Racing Front Fork 15“ mit 33,0 cSt.

    Ein weiteres Gabelöl aus dem Hause Torco, nämlich „Torco Racing Front Fork 20“ mit 42,8 cSt wird auch als RockShox-Originalöl vertrieben, lustigerweise hier allerdings mit einem Etikett „RockShox 15W Extra Heavy“ bei natürlich unveränderten 42,8 cSt!
    Um´s nochmal rauszustreichen: das dickste 5er Öl ist gerade mal sieben lächerliche Centistokes dünner als das dünnste 20er(!), viele 10er und 15er tummeln sich völlig willkürlich überhalb und unterhalb.

    Wer jetzt glaubt, daß er nur immer die gleiche Marke kaufen muß, um bei der Gabelabstimmung zielgerichtet arbeiten zu können sollte sich folgende Werte auf der Zunge zergehen lassen:

    Castrol light SAE10 hat 15 cSt, Castrol Synthetic Fork Oil 5 (!) dagegen sagenhafte 28 cStokes. Das 5er Synthetic ist also paradoxerweise deutlich dicker als das rein-mineralische 10er aus gleichen Hause. Schön auch der Vergleich von „Castrol medium SAE15“ mit 46 cSt und „Castrol Synthetic SAE 10“ mit 42,5 cSt. Die sind also fast gleichauf, während ihre Flaschen einmal SAE10 versprechen und einmal SAE15. Beides Castrol Gabelöl! Oder hintenrum-durch-die Brust-ins-Auge: Einfaches 10er Castrol und synthetisches 10er Castrol liegen um unglaubliche 27,5 Centistokes auseinander.
    Die gleichen Absurditäten gibt´s bei Silkolene, Bel-Ray, PJ-1, Motul und vielen anderen.

    Wer das alles nicht weiß, ersetzt also sein momentan gefahrenes Gabelöl unter Umständen durch deutlich dünneres, obwohl er seine Gabel doch eigentlich härter machen wollte (und kauft im Extremfall anschliessend eine neue Gabel, weil selbst der Riesensprung von 5er auf 20er Öl „rein gar nichts gebracht hat“).

    Es gibt einige wenige Hersteller, die sich diesem Wahnsinn ganz oder teilweise verweigern und nur Angaben wie „extra-light, „Komfort“ oder „heavy“ machen. Eine brauchbare Angabe in mm²/s oder cSt auf der Flasche gibt´s aber bei keinem.

    Ein Sonderfall sind die Hersteller von Gabeln oder Federbeinen. Diese verwenden für die Erstbefüllung ihrer Federelemente hauseigene Öle. Für die Kommunikation gegenüber den Auftraggebern, (also den Fahrzeugherstellern) wird oft mit eigenen Skalierungen gearbeitet (das heißt dann z.B. „Öhlins Shock Absorber Fluid No.309“ oder eben „Showa SS7“). Klar, hier sitzen sich Profis gegenüber. Da braucht keiner dem anderen mit selbsterfundenen Viskositätsklassen zu kommen...

    Ein weitere Sonderfall betrifft die Besitzer von Japan-Oldies: für viele alte Japaner ist für die Gabel ATF vorgeschrieben (Automatic Transmission Fluid, also Spezialöl für Automatikgetriebe).
    Bedingt durch die Entwicklung immer leistungsfähigerer Wandler und Automatikgetriebe haben aber die Getriebe- bzw Automobilhersteller gänzlich andere Anforderungen an´s ATF wie in den 70er Jahren.... ATF schwankt inzwischen von 30 Centistokes bis annähernd 90, auch wieder je nach Hersteller und Verkaufsbezeichnung! Soviel zu immer wieder gern gestreuten Aussagen wie:...ATF entspricht 10er Gabelöl...!

    Was heißt das alles jetzt für Hobby-Schrauber? Vor allem eins: Dokumentation! Schreibt Euch genau auf, welches Öl und wieviel davon ihr in die Gabel einfüllt. Ladet Euch das Datenblatt dieses Öls von der Herstellerseite und sucht die Angabe der „kinematischen Viskosität bei 40°C“. Wenn jetzt Eure Gabel unter- oder überdämpft sein sollte, könnt ihr zielgerichtet dickeres oder dünneres Öl verwenden. (Erst jetzt sind Variationen mit der Höhe des Luftpolsters sinnvoll!).

    Gabelöle lassen sich auch problemlos mischen. Dadurch kann man ganz pragmatisch vorgehen; man kauft, was der Händler um´s Eck gerade anbietet, holt sich die echten Viskositäten vom Datenblatt und mit ein bisschen Rechnen und einem exakten Messbecher ist ruck-zuck die gewünschte Viskosität gemischt. Schauminhibitoren und VI-Booster, Dispergenzien und Detergenzien, sowie Alchemie und Voodoo gibt´s als Dreingabe.
    Zitat Ende

    Ich hab´ bei meiner Recherche für diesen Artikel noch was Geiles gefunden: Ein Hersteller vertreibt Gabelöl mit SAE 5 - 7,5 - 10 und 20, wobei das 7,5er mit Riesenabstand das dickste ist! Geil, oder? Ich reich die Marke nach, wenn ich das Datenblatt wieder gefunden habe.
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    Gruß,
    Peter


    Nur im Lexikon kommt Erfolg vor Fleiß.

  • Wilbers schneidet bei mir z. B. schlecht ab, wie es andere Fahrer sehen, kann ich nicht beurteilen. Ich hatte einmal Wilbers Öl in meiner Gabel. Alleine der Wechsel auf ein anders Gabelöl hat die Gabel deutlich besser gemacht (gleiche SAE Klasse). Unter hochwertigen Gabelölen verstehe ich Markenöle, also nichts von Louise oder Onkel Hein. Das ist meist gemischtes Zeuch, das für den normalen Strassenfahrer ausreichen mag.

    Man erntet, was man sät

  • Wenn du den Beitrag gelesen hast, dann weißt du , dass man halt die Viskositäten bei GABELÖLEN nicht vergleichen kann.
    Es kann durchaus sein, dass z.B. das von dir erwähnte Wilbers Öl tasächlich erheblich dünner war, als das was du danach genommen hast.

    Gruß,
    Peter


    Nur im Lexikon kommt Erfolg vor Fleiß.

  • Zitat von Don Pedro


    Es kann durchaus sein, dass z.B. das von dir erwähnte Wilbers Öl tasächlich erheblich dünner war, als das was du danach genommen hast.

    Ja, darauf wollte ich hinaus...

    Man erntet, was man sät

  • Das ist ja tatsächlich sehr interessant - eigentlich sogar haarsträubend! :shock:

    Dann kann man nur hoffen, dass wenigstens ein Gabelöl eines Herstellers mit einundderselben Viskositätsangabe auch bei Nachkauf einunddieselbe Viskosität hat!

    Als ich mal für meine XJ600 zäheres Gabelöl haben wollte, um das Herumschaukeln zu vermeiden (Original steht 10er im WHB), habe ich 15er von Promoto gekauft. Das Zeug war bei neuen progressiven Gabelfedern dabei.
    Immerhin hatte ich den gewünschten Effekt! Scheint also dicker zu sein, als das 10er, was zuvor drin war!
    ...mehr sagt es jedoch nicht aus; siehe Bericht oben. :(


    Gruß, Stefan.

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