Vergaserratgeber

  • Hallo Leute,

    da ja immer und immer wieder irgendwelche Vergaserfragen aufkommen, die teilweise auch schon 100 mal diskutiert wurden, wollte ich mal einiges zusammenfassen, was man unter Tipps und tricks oder sonst wo hinstellen könnte.

    Ihr könnt mir ja bitte noch weiter dabei helfen es zu verfolständigen, jedoch habe ich schonmal angefangen ein grundkonzept zu entwickeln.

    Lest es doch vielleicht mal durch und schreibt mir fehler, die ich verbessern kann.

    Bilder, die einiges zeigen, wie die verschiedenen Teile, oder Schritte sind auch erwünscht wenn jemand was parat hat.

    Ich hoffe ich kann damit ein paar Leuten helfen. Natürlich sind die ganzen Sachen auch nicht alle von mir, sondern ich habe halt im Forum gestöbert und zusammengeschrieben, jedoch auch selbst entworfen :)

    Vergaser know-how!!!

    Der Vergaser ist ein sehr komplexes System was sehr schnell Fehlerquelle für nicht richtig laufende Motoren wird. Diese Anleitung hier soll ein kleiner Ratgeber sein, den man befolgen kann, wenn das Motorrad nicht so will, wie der Fahrer.
    Der Ratgeber basiert auf sämtlichem Wissen aus dem XT/TT 350 Forum und führt oft Besprochenes zu einem Text zusammen.

    Warnung: Als nicht so versierter Schrauber kann man auch viel kaputt machen am Vergaser, auch wenn es nicht unmöglich ist, dass man gute Resultate erzielt als Leihe.
    Dieser Text ist für alle als Hilfe gedacht, die sich trotzdem an die Materie wagen, stellt jedoch auch kein Allheilmittel da.

    Begriffserläuterung und Allgemeines:

    Primär- / Sekundärvergaser:
    Man spricht bei unserem Vergaser von einer primären und einer sekundären Hälfte. Bei eingebautem Zustand des Vergasers befindet sich die primäre Seite in Fahrtrichtung links und die sekundäre in Fahrtrichtung rechts.

    Sekundärvergasermembran / Vergasermembran:
    Einen dieser Begriffe werdet ihr oft in den Beiträgen finden. Die Vergasermembran oder auch Sekundärvergasermembran befindet sich wie der Name schon sagt im Sekundärvergaser unter dem silbernen Deckel, der von vier Schrauben gehalten wird.
    Diese Membran ist oft Fehlerquelle für Probleme im oberen Drehzahlbereich.

    Standgaseinstellschraube und Gemischregulierschraube:

    Bild

    Die Standgasregulierschraube hebt durch eindrehen der Schraube das Standgas an und durch Ausdrehen wird es dementsprechend gesengt. Guckt man dabei mal in den Vergaser rein so sieht man, dass die Schraube die Vergaserklappe des primären Teils leicht anhebt und so ein minimales Luft/Benzingemisch durchlässt, welches den Motor im Standgas verharren lässt.
    Ein gut eingestellter Vergaser lässt den Motor im Standgas bei ca. 1300 Umdrehungen nicht ausgehen und dreht willig hoch.

    Die Gemischregulierschraube reguliert das Verhältnis von Luft zu Benzin im Luft/Benzingemisch. Die Standarteinstellung für diese Schraube ist 3 Umdrehungen rausdrehen nachdem man zuvor die Schraube ganz reingedreht hat, jedoch ohne Gewalt.
    Dreht man nun die Schraube rein so magert das Gemisch ab. Dreht man die Schraube weiter raus wird es fetter. Für die Überprüfung des richtigen Gemischs siehe „Zündkerzenbild“.

    HINWEIS: Das Standgas wird bei warmen Motor eingestellt!!!

    Zündkerzenbild:
    Das Zündkerzenbild sagt viel über eine gute, bzw. schlechte Einstellung des Vergasers aus. Dreht man die Zündkerze raus und sie ist an der Spitze rußig und schwarz, so ist das Gemisch zu fett. Das sollte zwar nicht sein, ist jedoch nicht all zu fatal.
    Ist die Zündkerze jedoch weiß, ist das Gemisch zu mager, was nicht so gut ist, da dann das Gemisch im Motor zu heiß verbrannt wird, was auf Dauer zu großen Schäden am Motor führen kann wie z.B. verglühten Ventilen.
    Im Optimalfall sieht die Zündkerze leicht hellbräunlich aus, wie Kaffee mit einem Schuss Milch 

    Schwimmerventilnadel / Schwimmerstand kontrollieren bzw. einstellen:
    Unter dem primären Vergaser sitzt der Schwimmer. Dieser Schwimmer drückt auf eine Ventilnadel, sobald Sprit in die Schwimmerkammer strömt. Ist der Schwimmer hoch genug, dann schliesst die Ventilnadel die zufuhr und verhindert somit ein Überlaufen. Durch die Schwimmerkammer wird gewährleistet, dass bei Vollgas immer genügend Sprit nachkommt und der Motor nicht zu trocken läuft und dadurch überhitzt.

    Die einfach Überprüfung der richtigen Schwimmerstellung geht wie folgt:
    Man steckst einen durchsichtigen Benzinschlauch unten an den Vergaser und öffnest die Schraube Seitlich dazu. Jetzt kommt das Benzin aus der Schwimmerkammer in den Schlauch. Schaut, dass ihr den Schlauch seitlich wieder hochhaltet, so dass kein Benzin auslaufen kann. Hast du den Benzinhahn geöffnet, so läuft solange Benzin nach, bis der Schwimmer wieder zu macht. Das sollte dann da sein, wo das Ende der Benzinsäule im Schlauch mit der Gehäuseteilung von der Schwimmerkammer abschliesst. Ist das nicht der Fall, so muss das Fähnchen am Schwimmer, welches die Ventilnadel nach oben drückt, durch zartes verbiegen nachjustiert werden.
    Hört das Benzin nicht auf, in die Schwimmerkammer zu laufen oder kommt kein Benzin an, so ist mit Sicherheit die Ventilnadel verdreckt oder schließt nicht richtig. Diese muss man dann ausbauen und reinigen, oder ggf. auswechseln.


    Problem 1: Meine XT/TT hat kein Standgas:

    Standgasprobleme sind oft auf undichte Stellen zurückzuführen. Somit zieht der Motor Nebenluft und das Luft-Benzingemisch magert ab. Das Verursacht das Problem.
    Weiteres Merkmal dafür ist ein ausgehen der Maschine im Standgas in extremen Fällen mit einem lauten Plopp aus Richtung des Vergasers.

    Lösung: Alles was zwischen Motor und Luftfilterkasten sitzt auf Dichtheit prüfen. Vor allem die Ansaugstutzen werden nach ein paar Jahren oder vielen Kilometern porös bis hin dazu, dass sich das Gummi von der Aluschelle ablöst.
    Man testet das am besten mit leicht entzündlichen Sprays, wie z.B. Bremsenreiniger, den man bei laufendem Motor an die wichtigen Stellen wie Stutzen sprüht und guckt, ob die Drehzahl ansteigt. Ist dies der Fall muss man sich auf die Suche nach undichten Stellen machen.

    Problem 2: Zuckeln beim fahren im oberen Drehzahlbereich

    Oft stellt man dieses Problem bei Autobahnfahrten fest.
    Dies ist wohl eines der Probleme, die am meisten auftreten. Das kann an vielem liegen, jedoch kann man der reihe nach ein paar Dinge abarbeiten.

    Lösung: 1. Man nimmt die Sekundärmembran aus dem Vergaser (siehe „Allgemeines“) und überprüft diese auf Löcher bzw. Haarrisse.

    2. Man überprüft Zündkerzenzustand und nimmt die Abdeckplatte vom Benzinhahn ab und säubert das darin befindliche Sieb.

    3. Man überprüft und säubert den Luftfilter

    4. Man überprüft Tankbelüftung und Schwimmerkammerbelüftung


    Problem 3: Wenn ich den Benzinhahn öffne läuft das Benzin unten am Vergaser aus.

    Meist ein problem in der Schwimmerkammer durch ein klemmendes Nadelventil.

    Lösung: siehe „Allgemeines“ - „Schwimmerkammerventilnadel“


    Tipps und Tricks:
    1. kaputte Ansaugstutzen günstig reparieren (für versierte Schrauber)

    Man nimmt die Aluhalterungen der alten Ansaugstutzen und entfernt die Wulst, wo vorher das Gummi angeklebt war. Diese Platte dienst dann als Verlängerung für die Ansaugstutzen der Kawa Z 1000, die man einfach drüberschraubt. Wichtig ist, dass alles sehr ordentlich gemacht wird, damit keine Nebenluft gezogen wird.

    Tipp: Die Kawa ist ein Vierzylinder, also am besten zu zweit die Aktion durchführen, da man sonst 2 Stutzen über hat.

    2. leicht verdreckte Vergaser kann man gut mit dem vom Louis verkauften Vergaserreiniger Profi FuelMax reinigen. Viele positive Rückmeldungen wurden damit schon verzeichnet.

    Daten:

    4 mm Innendurchmesser Verbindungsschlauch Primär/Sekundärvergaser

    Primärer Vergaser:

    Hauptdüse = 120
    Luftdüse = 0,6 ?????
    Düsennadel = 5c3A / Clipposition 2-2
    Leerlaufdüse = 42
    Leerlaufluftdüse = 1,0
    Gemischschraube Ausdrehungen = 3,0

    Sekundärer Vergaser:

    Hauptdüse = 102
    Luftdüse = 1,4??????
    Düsennadel = 4a70 / Clipposition 3-3

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

  • Servus YoKeule,
    schön gemacht, sollte man gleich ausdrucken und in den clymer legen, kann man irgendwann immer brauchen zum nachschauen.
    Habe meinen Vergaser vor 3 Jahren nach einigen Jahren stehen selber wieder hinbekommen, aber da hätte mir deine Beschreibung sicher sehr geholfen.
    Gruß Manfred

    zu alt um zu arbeiten
    zu jung um zu sterben
    aber superfit um zu reisen

  • Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Zitat von manfred

    Servus YoKeule,
    schön gemacht, sollte man gleich ausdrucken und in den clymer legen, kann man irgendwann immer brauchen zum nachschauen.
    Habe meinen Vergaser vor 3 Jahren nach einigen Jahren stehen selber wieder hinbekommen, aber da hätte mir deine Beschreibung sicher sehr geholfen.
    Gruß Manfred

    Aah, dein Vergaser iss in der Reih´?
    Dann meld dich doch gleich als 4. Fahrer zum 24-Stunden-Rennen an...;-)

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  • hhmmm hmm -

    und warum schickst du mir dann deinen vergaser wenn du ihn als praktisches übungsbeispiel selber überhlen könntest ??? :wink:

    lm

    nur weil ich zu blöd bin - heisst das noch lange nicht das ich was richtig mache...... :)

  • Ach so: es fällt auf, dass ich oben etwas nachkorrigiert hab, ja...?
    :shock:

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  • Zitat von langsam

    hhmmm hmm -

    und warum schickst du mir dann deinen vergaser wenn du ihn als praktisches übungsbeispiel selber überhlen könntest ??? :wink:

    lm

    Wer? Ich oder wie? Ich hab dir keinen Vergaser geschickt. Wenn du aber einen hast, von dem du nicht weisst, wo er hingehört, erbarme ich mich jedoch gerne und gebe ihm ein warmes Zuhause...:mrgreen:

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  • langsam jetzt sei fair und berichte wie lange du den schon hast... damals wusste ich noch net so viel über das Dingen :)

    Danke fürs drüberlesen trischter und für die Ergänzungen...

    wie gesagt, das Ding ist noch nicht komplett und ich werde auch selber noch dran weiterabeiten, wollte nur damit schonmal eine vorlage geben!!!

    Ach ja... ist das mit dem Prüfen auf undichtigkeiten echt so krass?

    Oder kann es einfach nur ganz minimal rein theoretisch passieren??

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

  • Du darfst nicht von dir ausgehen. Immerhin isses bei uns nicht so dramatisch, dass Leute ihre Katze in der Mikrowelle trocknen wollen, aber wenn jemand keinen Plan hat, die Kiste heisgefahren ist und von dem Startpilot n Sprutz aufn glühenden Krümmer kommt...
    Oder es just nen Rückschlag inn Vergaser gibt, wenn man mitm Startpilot draufleuchtet...
    Besser, man weisst da mal draufhin!
    Der 10 jährige, der Saddams Hinrichtung nachspielen wollte und sich mitm Strick ummen Hals vom Etagenbett gestürzt hat, hat sich wohl auch gedacht, dass so n bisschen Hinrichtung nicht so dramtaisch sein würde... :shock:

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  • Vielen Dank, liebe Vergasergötter, wie immer Ihr auch heißt - vor allem latürnich trischter, der nicht müde wird, nem Deppen wie mir zum Hundertsten Mal alles zu erklären, und yokeule für die Idee mit den FAQs !!! Und natürlich auch Dank an Rolf, der das "Best-Of" bald ganz oben anpinnen wird !!! :D

    Da ich mich nicht traue, an dem Meisterwerk rumzuschreiben, hätte ich da noch n paar Anmerkungen :

    Es fehlen noch die Bilder.

    Seid Ihr sicher mit Stangas- und Gemischregulierschraube ??? Ich kenns und nenns andersrum...oder das is irgendwie verquer !

    Überprüfen und Säubern des Luftfilters - Überprüfen nicht nur auf Farbe, sondern auch auf Risse und Anschmelzungen vom Auspuff bitte... Säubern - Womit ? Ich wasch sie immer mit gut warmem aber nicht zu heißem (geschätzte 40Grad warmem) Wasser und Spüli, und öle sie danach mit Olivenöl ein. Luffi-Öl mag zwar n Hauch besser sein, aber Olivenöl hat fast jeder zuhause und es ist Der Tip in RC-Car-Kreisen !

    Bei der Orischinol-Einstellung : Meint 3/3 nu ganz oben oder ganz unten ???

    Jo, das wars erstmal an Gemegger...

    btw : Hab aus zwei Versagern einen theoretisch perfekten zusammengenbastelt, hab den samt Ersatzteilen zur Garage verschifft, eingeklemmt, Bowdenzüge angeschraubt, und der Himmel öffnete seine Schleusen - und hat sie bisher nicht geschlossen. :( Hab n neues Regal, kann nun bequem parken, aber zum Schrauben langts noch nicht - und zum Fahren hab ich eh keinen Bock ! :roll:

    Beim Moppedfahren verlasse ich mich voll und ganz auf alle meine Sinne.
    Wahnsinn, Irrsinn, Blödsinn, Schwachsinn....

  • Also, dass Bilder fehlen weiss ich und hatte ich ja angemerkt.

    Falls jemand was passendes hat, einfach herschicken!

    Standgas und Regulierungsschraube sind definitiv richtig!

    Ich wollte ja was über den vergaser schreiben, deshalb hatte ich das mit dem LuFi erstmal rausgelassen, weil sonst verzwickt sich die Beschreibung in einen 2. Clymer :)

    Bei Vergasernadeln ist der erste Clip der ganz am Ende oder sag ich da was falsches?

    Also wäre der 3. der 3. von oben an gezählt hin zur Spitze!

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

  • So Leute, hab das Forum schonmal nach tollen Bildern durchsucht und das gefunden:








    Da sieht man schonmal, wie eine zu fettes Gemisch aussieht!







    -der grüne Pfeil beschreibt die Fahrtrichtung :)
    -der rote Pfeil ist die Gemischregulierschraube
    -der blaue Pfeil ist die Standgaseinstellschraube







    -beim roten Kreis befindet sich die Sekundärvergasermembran
    -beim blauen Kreis ist die Klappe zu sehen worunter sich die 2. Membran für den Schubbereich befindet
    -beim grünen Kreis kann man sehen was die Standgasschraube nach oben oder unten schraubt :)

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

  • Moin,

    das haste aber fein gemacht ! :D

    Dank auch an trischter für's Korrekturlesen. 8)


    Jetzt noch ordentlich in Form bringen und ab damit unter Tipps und Tricks.

    Gruß,
    Peter

    Gruß,
    Peter


    Nur im Lexikon kommt Erfolg vor Fleiß.

  • Auch, wenns a weng kleingeistig erscheinen mag: ich würde der "Standgasschraube" den ihr eigentlich eigenen Namen "Schieberanschlagschraube" verpassen. Nomen est omen...

    Wenn mich die Muse mal reitet, schreib ich n Pamphlet zur Einstellerei, aber das wird wophl heute nix und morgen nicht gleich was...

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Joa hört sich gut an Trischter...

    Pedro... ich würde das Ding lieber noch weiter verfolständigen bevor ich es endgültig Rolf gebe zum einstellen.

    Paar Fotos mehr wären auch ganz schön.

    Erstmal abwarten!

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

  • Beim Vergaser der XT/TT arbeiten sehr viele Systeme miteinander und eine ordentliche Einstellung ist die Grundlage für einwandfreies Funktionieren in allen Bereichen.
    Im Einzelnen setzt sich ja der Vergaser zunächst aus zwei "parallel geschalteten" zusammen, wobei der in Fahrtrichtung linke, der Primärvergaser, ein Schiebervergaser ist und der rechte ein angekoppelter Gleichdruckvergaser.
    Kraftstoffbevorratung (Schwimmerkammer), Kaltstartsystem, Schubanreicherung und Leerlauf- mit Übergangsystem sind im Primärvergaser untergebracht, während der Sekundärvergaser hauptsächlich "nur" mit einem Hauptdüsensystem für Teil- und Vollast gesegnet ist (der Primärvergaser hat freilich auch ein Hauptsystem).
    Die Ausführung als Registervergaser erfordert daher auch noch eine einwandfreie Synchronisation des Pärchens.
    Die Funktionsweise wurde zB auf XT600.de bereits ausreichend und auch für Laien verständlich dargestellt, daher will ich mir diese sparen und will nur noch auf den Grund für die Verwendung des auf den ersten Blick doch recht komplexen Vergasers hinweisen: Ein Schiebervergaser wie der linke arbeitet sehr spontan, ist aber bei grossen Hubräumen nicht ganz einfach über die kompletten Lastbereiche abzustimmen und erquickt seinen Fahrer bisweilen mit wenig erfreulichem Eigenleben. Der Gleichdruckvergaser dagegen ist eher der Gutmütige, aber leider auch im negativen Sinne: er arbeitet eher träge und die Trägheit ist es auch, was den Unterdruckkolben nach ordentlichen Sprüngen schon mal zufallen lässt, was zB. beim Erscheinen der DR350 mehrfach und konsequent bemängelt wurde.
    Yamaha plante nun, die Vorteile beider Systeme miteinander zuverbinden: spontanes Ansprechen, hohe Strömungsgeschwindigkeit und damit verbunden, hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen, beim "Zuschalten" des Sekundärvergasers einen grossen Durchlassquerschnitt und damit eben den Benefit guter Zylinderfüllung für hohe Leistung.
    Inwieweit dies als gelungen bezeichnet werden mag, will ich hier nicht interpretieren, aber anhand dieser etwas längeren Einleitung will ich verdeutlichen, dass ein Funktionieren des Vergasers als Ganzes von der einwandfreien Einstellung der Einzelsysteme, die ja zudem noch übergreifend arbeiten, abhängig ist.
    Ausserdem will ich vorausschicken, dass eine grundlegende und hundertprozentige Vergaserreinigung eine der Voraussetzungen für eine gelungene Einstellung ist. Man kann keine einwandfreie Funktion erwarten, wenn auch nur eines der Teilsysteme nicht seinen Beitrag zum Ganzen leisten kann.
    Zur Reinigung gibt es eigentlich nur zwei, ansatzweise drei Möglichkeiten:
    Erstens das Yamaha-Vergaserbad. Es gab und gibt nichts besseres. Allerdings will ich lieber nicht wissen, was da alles drin ist, denn mittlerweile wagt Yamaha es nicht mehr, dies anzubieten, leider!
    Zweitens ein Ultraschallbad. Leider noch kostspieliger als der Zweiliterkanister mit dem Yamahabad und daher wohl nur Fachwerkstätten vorbehalten, und
    drittens das "Profi FuelMax", was an sich nur dem Benzin beigemischt wird und Ablagerungen und Verharzungen entfernen soll. Auch wenn es meist gute Ergebisse erbringt, nicht zu viel erwarten: Während Verharzungen gelöst und mitgerissen sowie verbrannt werden, löst diese Brühe keine mechanischen Verschmutzungen oder Verstopfungen, richtet also gegen Sand oder andere Fremdkörper im Düsensystem nichts aus.
    Aus gleichem Grund ist ein Durchblasen aller Kanäle nach dem Reinigen im Ultraschall notwendig: durch die Beschallung lösen sich zwar Verstopfungen, man muss aber mit Druckluft dafür sorgen, dass die Kanäle eben auch frei werden...

    So, dann noch ne kleine Warnung an des Schraubens Unerfahrene: dass der Vergaser in komplexes Gebilde ist, wurde angesprochen. Meist kriegt man ne passable Einstellung hin, man kann aber auch sehr viel zerstören oder kleine Bauteilchen verlieren, die man nicht einzeln nachkaufen kann. Über die Werkstattqualität wird viel diskutiert und sicher passiert auch Unerfreuliches dort, aber ab nem gewissen Punkt ist es vielleicht ne Überlegung wert, sich nem Profi anzuvertrauen.
    Auch im Zeitalter des Internets, wo vieles in der Neuanschaffung billiger sein mag als die Reparatur eines Teils, trifft dies zum Einen für den Vergaser nicht hundertprozentig zu und zum Anderen gibt es wirklich noch Werkstätten, die Erfahrung, Können und vorallem Spezialwerkzeuge besitzen, um einen besseren Erfolg zu erzielen, als ein Ahnungloser im Chaos seiner unaufgeräumten Werkstatt (...:mrgreen: ),
    denn:
    Sauberkeit gehört bei der Reinigung und beim Einstellen unbedingt dazu. Zu schnell ist ein Teilchen davongesprungen und der Vergaser hat nur noch Schrottwert.

    So, nu aber ans Eingemachte:
    Die Basis für ein Funktionieren aller Vergasersysteme ist zunächst die korrekte Einstellung der Kraftstoffstandhöhe in der Schwimmerkammer.
    Wie diese gemessen wird, wurde hinreichend oft hier erläutert, daher nenne ich nur nochmals den Wert hier:6 +/-0.5mm unterhalb der Schwimmerkammerdichtfläche.
    Der richtige Kraftstoffstand MUSS vor allen anderen Einstellungen geprüft oder justiert werden, sonst hat alles andere keinen Sinn!
    Dann kommt zunächst ne grobe Grundeinstellung, mit der die Kiste anspringen sollte: Die Gemischregulierschraube mit viel Gefühl bis zum Anschlag eindrehen, dann ca. 2 Umdrehungen wieder herausdrehen. Die vorgeschriebene Einstellung beträgt lt. Clymer 2 +/- 0,5 Ausdrehungen.
    Dann die Schieberanschlagschraube soweit ausdrehen, dass sie die Nase des Schieberhebels nicht mehr berührt, wieder eindrehen, bis sie die Nase berührt, ohne den Schieber anzuheben und dann ebenfalls etwa 2 Umdrehungen weiter eindrehen. So sollte der Schieber nen spaltbreit geöffnet und die Maschine zu starten sein. Springt sie nicht an, die Anschlagschraube eher wieder rausdrehen als rein: die Luft, die unterm Schieber hindurch angesaugt werden kann, magert das Kaltstartgemsich ab.
    Wenn das Motorrad läuft, Warmfahren. Dies geht nicht auf wenigen Metern, 10 Kilometer sollten es schon sein. Wohl dem, der diese Strecke so legen kann, dass er nicht an jeder Ecke stehenbleiben muss...
    Dann die Maschine am besten gerade aufbocken, also mitm Motorradheber. An sich sollte sie nun schonmal im Leerlauf laufen. Tut sie dies nicht, wieder mit der Schieberanschlagschraube nachregulieren.
    Der Leerlauf wird nun mithilfe dieser Schraube so reguliert, dass das Motorrad gerade noch so läuft, ohne auszugehen.
    Nun dreht man die Gemischregulierschraube Viertelumdrehungsweise heraus und horcht auf den Leerlauf: er wird gerade noch merkbar ansteigen;- auf dem Drehzahlmesser der XT lassen sich da keine Unterschiede ablesen. Ggf kann es sein, dass die Gemischregulierschraube nicht aus- sondern eingedreht werden muss, damit der Leerlauf ansteigt, in einigen wenigen Fällen sind die 2 Ausdrehungen schon das Optimum.
    Der Grund, wieso man das macht, ist klar: man versucht, die günstigste Gemischzusammensetzung zu erreichen, die aus Leerlaufgemisch über die Gemischregulierschraube und Luft unterm Schieber hindurch zustandekommt und einen stabilen Leerlauf erbringt.
    Steigt durch Drehen an der Gemischregulierschraube der Leerlauf wieder an, reguliert man mit der Schieberanschlagschraube nach, bis der Leerlauf wieder niedrig ist und der Motor gerade noch rund läuft (durch das Runterdrehen des Schiebers versucht man zu erreichen, dass der Motor wirklich nur übers Leerlaufsystem und nicht über zB. das Teillastsystem bedient wird, was die Einstellung verfälschen und zu Problemen in anderen Bereichen, zB dem Kaltstart führen würde).
    Man ermittelt nun auf diese Weise diejenige Stellung der Gemischregulierschraube, bei der die Motordrehzahl am höchsten ist. Die Vorgehensweise ist immer gleich: Drehzahl mit der Anschlagschraube möglichst niedrig einstellen, Viertelumdrehungsweise an der Gemischregulierschraube drehen, bis die Drehzahl nicht mehr weiter ansteigt, wenn man sie weiterdreht, mit der Anschlagschraube Drehzahl wieder runterregulieren, wieder an der Gemischregulierschraube spielen und immer so weiter. Wenn man das Spiel etwa zwei, drei Mal gemacht hat, wird der Leerlauf nicht mehr höher und man hat die optimale Einstellung erreicht. Dann ist es meist sinnvoll und nötig, die Leerlaufdrehzahl wieder etwas zu erhöhen, was nun, logo, mit der Schieberanschlagschraube geschieht.
    Zur Kontrolle stellt man dem Motor ab und kickt ihn sofort wieder an. Normalerweise sollte er auf den ersten, zweiten Kick starten. Dies kann man n paar Mal machen und das Gefühl auskosten, wenn er anspringt...;-)
    Während er abkühlt, kann man noch n paar Mal probieren;- er sollte immer maximal beim zweiten Tritt anspringen.
    Wenn er wieder ganz kalt ist (über Nacht stehenlassen...), den Chokeknopf ganz herausziehen;- auch jetzt sollte die Maschine aufn zweiten Tritt starten und mit weiter gezogenem Choke laufen, ohne dass man mitm Gas spielen muss.
    Prinzipiell ist zu sagen, dass man bei ordentlich justiertem Vergaser den Gasgriff nur zum Fahren betätigen muss: die Kiste muss kalt mit Choke und warm anspringen, ohne dass man Gas gibt dabei, ebenso muss sie kalt (mit Choke) und warm laufen, ohne Unterstützung mit dem Gasgriff zu benötigen. Der einzige Betriebszustand, bei dem Gasgriffunterstützung notwendig sein kann, ist der Bereich, wo der Motor nicht mehr mit Choke läuft, aber noch nicht warm genug ist, um ohne Choke rund zu laufen. Hier ist es grundsätzlich der falsche Weg, den Motor mit Gasstössen am Laufen zu halten. Richtig wäre es in dem Fall, den Leerlauf mit minimal gedrehtem Gasgriff leicht zu erhöhen.
    Lassen sich diese Annehmlichkeiten nicht provozieren, gibt es dafür bei wirklich ordentlich gereinigtem Vergaser folgende Gründe:
    -Abmagerung des Gemischs durch undichte Ansaugstutzen,
    -ne undichte Membrane im rechten Vergaser oder
    -ne defekte (undichte) Membrane im Schubanreicherungssystem (bisher
    noch kein Schaden dieser Art bekannt!).

    Weitere Fehler, die eine korrekte Einstellung verhindern, wären Folgende:
    -falscher, nicht richtig geölter, verbrannter oder verschmutzter Luftfilter
    -mechanische Defekte am Motor, zB. undichte Ventile, verstellte
    Steuerzeiten, schlechte Kompression
    -Schwimmerkammerbelüftung nicht vorhanden: die Schlauchstutzen sind
    an sich so gut wie nie verstopft, Spezialisten verbinden aber den rechten
    mit dem linken Stutzen mittels eines Schlauchs und legen die Belüftung
    damit still. Dies hätte theoretisch als Folge, dass der Vergaser im Stand
    überläuft und bei der Fahrt stark abmagert, praktisch passiert aber meist
    irgendwas, auf jeden Fall läuft die Kiste nicht richtig.

    Der Kraftstoffstand ändert sich unbeherrschbar, wenn entweder das Schwimmernadelventil undicht ist (seltenst!) oder der O-Ring des Schwimmernadelventilsitzes undicht wird.

    Trotz korrekter Einstellung des Vergasers haut der Kaltstart nicht hin, wenn die Schieberanschlagschraube zu weit eingedreht ist und der Schieber dementsprechend zu weit offen ist. Dann saugt der Motor kein fettes Gemisch ausm Kaltstartsystem, sondern reine Luft unterm Schieber durch an. Klar, dass der Motor damit nicht läuft.
    Weiterer Schwachpunkt ist die Kaltstartkraftstoffdüse. Diese sitzt in der Schwimmerkammer in nem senkrechten, in Fahrtrichtung sich vorne befindlichen Kanal ganz unten und wird gerne vergessen (was der eigentliche Schwachpunkt ist, es liegt also weniger an der Düse selbst... :wink: )

    Abschliessend noch n paar Worte zur Synchronisation: diese ändert sich an sich nicht, wenn man die Vergaser aber komplett zerlegt, kann eine Einstellung notwendig sein und eine Überprüfung bei ausgebautem Vergaser schadet sicher auch nicht.
    Zunächst muss der Öffnungsanschlag des Schiebers eingestellt werden. Dabei geht es weniger um den Schieber an sich als um die Position der Düsennadel. Der vorgegebene Einstellungswert sieht vor, dass der Schieber voll geöffnet etwa 0,1mm über den Ansaugquerschnitt geöffnet ist,... "der Schieber geht als 0,1mm weiter auf als der Venturidurchmesser dick ist"...;-)
    Mit der federbelasteten Einstellschraube zwischen den Vergasern kann man dann die Drosselklappe des Sekundärvergasers einstellen: Die Drosselklappe soll sich öffnen, wenn bei der XT der Schieber des linken Vergasers 2,5mm, bei der TT 3,3mm geöffnet ist.
    Zum Vereinfachung der Einstellung kann man hier nen 2,5er bzw 3,3er Bohrer (3,2mm ginge auch, das ist der Kernlochbohrer für M4!) unter den Schieber klemmen (auf der dem Motor zugewandten Seite) und dann die Drosselklappe einstellen. Als Kontrolle gibt man Vollgas. Nun muss die Drosselklappe genau waagrecht, also voll geöffnet im Ansaugrohr stehen. Dieser Umstand hätte Priorität, dh., wenn die Drosselklappe bei 2,5mm oder 3,3mm nicht waagrecht steht, würde ich lieber den Öffnungszeitpunkt abweichend von den Angaben einstellen als in Kauf zu nehmen, dass die Drosselklappe bei Vollgas den Ansaugquerschnitt verengt...

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Sehr schöne Sache Trischter...

    Das werde ich am Wochenende gleich mal mit in die Anleitung einbauen!

    Aber eine Anmerkung... was im Clymer steht stimmt nicht ganz. Der Clymer bezieht sich ja soweit ich weiss auf Amerikanisches Zeug.
    Jedenfalls ist doch der deutsche XT Vergaser anders Bedüst oder so ...

    Naja jedenfalls ist die Anfangseinstellung der Gemischregulierschraube nicht 2 Umdrehungen raus sondern 3 in Deutschland, oder verwechsel ich jetzt alles?

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

  • Die Angaben, die ich gemacht hab, sind ausm Clymer. Dass die Bedüsung mit den Angaben nicht übereinstimmt, hatte langsam mal rausgefunden. Allerdings weiss ich nicht, ob und wieweit sich dies aufn Clymer oder auch auf andere Angaben bezieht (Wartungsdaten von Yamaha, Service-Information, Werkstatthandbuch,...)!

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Edith: gerade in den Service-Informationen zur XT350 nachgesehen: da steht wirklich 3 +/-ne halbe Ausdrehung. Müssemer halt noch ändern.
    Kraftstoffstand iss aber korrekt: 6mm +/-1mm.

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Jo alles klar.... ich meien auch in der Betribesanleitung steht das sogar... kann mich aber auch irren!

    Nimm das Leben nicht zu ernst, denn du kommst eh nicht lebend raus!

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