Technische Daten Zündspule

  • Oh ja, ein weites Feld, dieses Zündungsgedöns... :)

    Historisch gesehen: Früher, zu Zeiten des Herrn Robert Bosch (der hat´s erfunden) gab´s eigentlich nur Magnetzündung, das ist quasi die älteste Form der elektrischen Zündung am Verbrennungsmotor. Das Logo der Fa. Bosch ist übrigens eine (damals noch rotierende) Zündspule ohne Wicklung. Hintergrund: Damals musste man Zündung und Licht getrennt magnetisch versorgen, da die damals verfügbaren Permanentmagneten aus Kobaltstahl nur derart niedrige Magnetstärken erreichten, dass Licht UND Zündung aus einem Magnetsystem einfach nicht drin waren.

    Heutzutage bzw. seit Entwicklung der Sintermagneten aus Eisen, Bor, Neodym, Aluminium und weiss der Teufel was noch ist das ja alles kein Problem mehr. Insofern ist magnetische Zündung die Urform derselben.

    Allerdings sind da immer schwere Probleme aufgetreten:

    - Wechselstrom!!!!! Bei ja immer beider Pole des Magneten über den Zündspulenanker streichen, d.h. auf halber Strecke des Magneten kehrt sich die Richtung um - sehr unschön.

    - Abriss: Man muss peinlich genau darauf achten, dass der Unterbrecher genau (!) im richtigen Zeitpunkt öffnet, nämlich genau dann, wenn der Magnet gerade am Ende der Spulenanker sich befindet, weil da das Maximum an Induktion in die Spule transportiert wird (und damit der stärkste Strom in die Primärwicklung fliesst, Nun sind Polräder und vor allem die Befestigung auf dem Kurbelwellenstumpf aber immer mit gewissen Ungenauigkeiten verbunden, auch wenn da mittels Scheibenfeder das Polrad mehr oder weniger definiert aufgesetzt wird, man probiere es aus, reichlich ein paar Grade KW kann das Polrad auf dem Kurbelwellenstumpf sich bewegen, NICHT festgeschraubt natürlich.

    Anmerkung: Deshalb sind Unterbrecherabstände auch IMMER NUR RICHTWERTE, ein Zehntel mm in die eine oder andere Richtung kann beim Anspringen und bei Höchstleistung wahre Wunder bewirken. Schön, wer ein Oszi hat, das Zündspannungen darstellen kann, der kann sich einmal den korrekten Unterbrecherabstand selbst "ermessen".

    Und nu?

    Die CDI-Spulen haben alle einen NIEDRIGEREN Primärwiderstand als die Unterbrecherspulen. Das hat den Grund, da aus der CDI-Einheit ein spannungsmässig viel höherer bzw. gleichförmiger Strom geliefert wird als bei ´ner handelsüblichen Batterie- / Unterbrecherzündung. Denn der beginnt mit 12V und endet mit 12V, oder eben der Spannung, die die Magneten liefern.

    Warum: Der CDI-Kondensator liefert eben einen stärkeren und definierten Strom, d.h. Primärseitig wird´s immer "voll", d.h. die Primärwicklung baut immer ein genügend starkes Magnetfeld auf, das beim Zusammenbrechen dann die Spannung in der Sekundärwicklung induziert, die dann funkt. Auch ohne da einen grossen Kupferklotz hinzubauen.

    Die "normale" Spule hingegen muss bei einer Magnetzündung darauf warten, dass die Magneten erstmal zu den Spulenankern gelangen durch KW-Rotation, dann muss da erstmal mühsam ein Magnetfeld aufgebaut werden um dann im richtigen Moment auch wieder unterbrochen werden zu können.

    Das Gemeine ist nun, dass die Primärwicklung bei einer "normalen" Magnetzündung mit Unterbrecher nicht so schön zwischenspeichern kann wie eine CDI-Einheit, d.h. zur Ladung kann nur EIN EINZIGER Magnet-Vorbeistrich verwendet werden, in den Polrädern sind aber viel mehr Magneten (Minimum 4, oftmals 6). Auch wenn bei Moppeds im allgemeinen auch im "falschen" - nämlich dem Spültotpunkt (auch bei der XT350) ein Funke abgefeuert wird (Zündung alle 360 Grad Kurbelwelle, Verbrennungstakt aber nur alle 720 Grad - VIERtakter) - hat durch die Zwischenspeicherung in der CDI-Einheit doch die doppelte Energie "Platz", da bei einer KW-Umdrehung eben die Magneten 2x (4 Magnete) oder 3x (6 Magnete im Polrad) an den Spulenankern vorbeigeführt werden als wenn die Zündspulen direkt befeuert würden.

    Deshalb hat sich auch die CDI-Zündung ganz überwiegend nur bei Magnetzündungen durchgesetzt, bei "normalen" Zündungen, die aus der Batterie befeuert werden können (Autos) hat sich (meines Wissens!!!) die CDI nie wirklich weit Verbreitung gefunden - es war einfach nicht notwendig, da kann man durch billige, grosse Spulen (man entsinne sich an die im Baumarkt erhältlichen roten und blauen Bosch-Zündspulen) und Ladung durch fette Autobatterien denselben Effekt erzeugen und Platz ist beim Auto ja reichlich vorhanden.
    Übrigens machen´s Autos auch schlauer: Die zünden tatsächlich nur im Verbrennungstotpunkt (Verteiler auf Nockenwelle - halbe KW-Rotation), weil beim Auto kommt´s bzw. kam´s mal nicht auf jede Mark (Euro) an bei den Herstellungskosten, da wurde ein bisschen schlauer gebaut. Nur die Moppeds mussten ja schon immer billigst zusammengeschustert werden. Übrigens: die BMW-Moppeds machen´s auch wie die Autos wimret. DA kam´s auch nicht auf jede Mark an :)

    Das ist der echte Vorteil der CDI-Zündung bei unseren Moppeds!

    Anyway, ich muss hier schwer vereinfachen - wer´s mal genau lesen will, der organisiere sich sowohl Carl Hertwecks "Kupferwurm" und das "Kraftfahrtechnische Taschenbuch" von Bosch in mindestens 2-4 Ausgaben, pro Jahrzent eine oder so. Das gibt´s seit den Zwanziger Jahren und ist mit Abstand das Beste in der Hinsicht. eBay hilft meistens weiter, kann aber schnell sauteuer werden.

    Ich selber - nachdem ich hier im Ruche des Ingenieurwesens stehe :) - bin reiner HOBBYbastler (abgebrochener Jurist und Informatiker) mit Interesse am eigenen Gerät. Insofern kann ich hier nur Erlesenes (von Lesen nicht Auslese :) ) und selbst Ausprobiertes zum Besten geben. Wenn´s hilft, gerne, man verklage mich aber bitte nicht, wenn´s nicht hilft :)

    Und dass in Niederbayern das Hirn der Menschheit sich befindet, steht - wie Trischter schon trefflich bemerkte - völlig ausser Frage :) :) :)

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • Very well, so far, aber an dem Punkt mit der Auto-(Batterie-)Zündung muss ich nochmal einhaken: Klorens zünden die wirklich nur im Zünd-OT, aber wenn ich mir diese Verteilerkappen und das ganze Gelersch angucke und dann nen Motorradmotor, der ne Zündspule für jeden, oder maximal 2 Zylinder hat, finde ich nicht, dass das vorsintflutlich ist.
    Die Sache mit dem Oszilloskop ist da trefflich geeignet, Vergleiche anzustellen.
    Lässt man mal bei der Zündspannung die Zündnadel weg, brennt der Funken am Auto nämlich schon mit ner geringeren Spannung und dies gilt nu auch für die alten Boxer mit dem blau-weissen Propeller. Ich würde mal ketzerisch behaupten, dass die Kisten gar nicht liefen, wenn sie auch noch nen Funken in jeden OT gefeuert kriegten.
    Aber mal ernsthaft: ich glaube nicht, dass ne Autozündung mit bzw übern Verteiler wirklich sehr effektiv wäre, wenns nen Funken bei jedem OT gäb. Zwar drehen die meisten automotoren nicht so hoch wie viele Motorradmotoren, aber wir dürfen nicht vergessen, dass eine Zündspule alle vier (oder auch mehr) Zylinder befeuert, also je Arbeitspiel beim Vierzylinder genauso oft wie am Motorrad, wo eine Zündspule beim Vierzylinder zweie derer mit Funken versorgt.
    Da wird schnell mal der Schliesswinkel an weng z´eng und die Zeit zu knapp, mit unserm gemächlichen Batteriestrom die Primärwicklung zu durchwandern. Oberflächlich betrachtet mag das ja alles ganz einfach sein mit den Vorgängen an und in der Zündung, wenns dann aber an Induktion, Gegeninduktion, irgendwelche fiesen Feldeffekte oder magnetische Anomalien geht, isses schnell vorbei mit der Musik.
    Ich denke, es hat nen Grund, dass (auto-)Tuner schon bald übern Kontakt bzw den Verteiler nur noch die Ansteuerung der (Einzel-)Zündspulen für jeden Zylinder geregelt haben.
    Und wennst die Entwicklung betrachtest, liegen die Motorradjungs da schon in Front oder lagen es zumindest lange Zeit.
    Und fang bitte nimmer mit BMW an;- ich kanns nämlich nimmer hören. In gewisser Weise mag denen wirklich das blaue Band für technische Innovation am Zweirad gebühren;- wir wollen aber nicht vergessen, dass nicht alles so heiss gegessen wird, wie es gekocht wird: vieles von dem, was BMW so massiv an die grosse Glocke hängt, entsprang dem verzweifelten Bemühen, ausm Automobilsektor adaptierte Technik aus Kostengründen am Motorrad zum Laufen zu bringen, und zwar nicht nur im Elektrikbereich, sondern auch zB beim Getriebe.
    Die Jungs, die anlässlich des fliegenden Ziegelsteins froh waren über die selbstauferlegte Mässigung und "freiwillige" Selbstbeschränkung auf 100PS, klopfen sich wohl noch heute auf die Schulter;- denn mehr hätte der 1l-Motor mit dieser Einspritzanlage eh nicht hergegeben, egal welchen Zinnober die Freunde mit der Zündung da noch getrieben hätten...
    Naja, endloses Thema, das einen echten BMW-Freak eh nicht erschüttern kann. Schau nur mal bei denen ins Forum ( http://www.flying-brick.de ), die sind echt schmerzfrei. Bremse ausgefallen, Kardan fliegt regelmässig bei 180 weg und lauter solche Scherze: das macht einfach erst den Charakter der Maschinen aus...:mrgreen:

    Ja, Themaverirrung... :roll:
    Wennstn nicht eh schon kennst, schwenk dir mal den Stoffregen rein (Jürgen Stoffregen: Motorradtechnik;- Grundlagen und Konzepte von Motor, Antrieb und Fahrwerk, ATZ/MTZ-Fachbuch, Verlag Viehweg, ISBN 3-528-34940-9)
    Der Knabe ist Entwicklungsingenieur bei Bi Emm Troublejuh und daher etwas bayernlastig, dabei aber objektiv und sehr sachlich, um nicht zu sagen wissenschaftlich.
    Bringt speziell im Motorradbereich mehr, als das "Kraftfahrtechnische Taschenbuch"

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Stoffregen: Den kenn ich nicht, wird aber stehenden Fusses erworben. Ich liebe technische Lektüre, wird mir aber Amazon wphl nicht mehr liefern bis morgen??? :) Goil, is auf Lager und geordert!

    Völlig korrekt, frühers wäre das am Auto gar nicht gegangen in jedem OT über eine Spule zu feuern, der Schliesswinkel hätt´ nicht ausgereicht um die Spule zu "laden".

    Aber umgekehrt, wenn ich mir die Moppeds anschau, noch in den Achtzigern bei unseren XTs waren die Inscheniöre so schmerzbefreit, die Spulen da unten an´s Kurbelgehäuse zu klatschen wo sich wahlweise entweder Hitze, Dreck, Öl oder alle 3 ein fröhliches Stelldichein geben, nur weil´s eben am billigsten ist. Wobei die Japaner da rühmliche Ausnahmen sind und "nur" Ladespulen hingepackt haben. Die Kollegen, die da auch noch Zündspulen hingebaut hatten (Ich sach nur NSU, Sachs, Zündapp, Maico & Co.) sind inzwischen alle pleite.

    Oh ja, die Flying Bricks: Ich mein, sooo schlecht sind die ja nicht, aber den heiligen Krieg, den die Fahrer da verbreiten versteh ich auch nicht... :)
    Und die BMW-Getriebe sind am Mopped eh ein Kapitel für sich, wobei sich das angeblich stark gebessert haben soll...

    Anyway, an dieser Stelle, weil´s grade so gar nicht passt: Schöne Feiertage!! Ich meld´ mich ab bis Montag, bin quasi auf Kurzurlaub :)

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • Hallo Leute!

    Erstens danke für das Zündungs-Know-how.
    Zweitens schöne Feiertage und so.

    Drittens: am Yam Aussenborder sind inzwischen statt der originalen 70-Euro-Zündspulen XT-500-Spulen um 19,90 das Stück montiert. Alles läuft bestens, und aufgrund der technischen Einführungen hier bin ich mal guter Hoffnung, dass es so bleibt.

    Guten Rutsch und Prosit
    Andreas

  • Zitat von ghaffy

    bin ich mal guter Hoffnung, dass es so bleibt.

    Bin ich auch;- iss ja die gleiche Zündung...

    Und wenn nicht: bis dahin fühlst du dich dank unseres Kompendiums besser...:mrgreen:
    "Lächelnd aufs Schaffott", quasi...;-)
    Guten Rutsch!

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Lang, lang ist's her.
    Aber gute Freunde, die einmal geholfen haben, vergisst man nicht.
    Und weil ich dieser Tage wieder einmal bei einem (anderen alten) Außenborder Mopped-Zündspulen verbaut habe, wollte ich hier einen "Langzeitstudien-Praxis-Erfahrungsbericht" nachreichen:

    1. Der alte Motor, von dem 2007 hier die Rede war, läuft immer noch mit den Zündspulen um 19,90.
    2. Inzwischen bin ich keck geworden und verwende auf den Außenbordern (wenn ZS zu tauschen sind) grundsätzlich "halbwegs passende" und aus Bootszubehör-Sicht echt preiswerte Motorrad-ZS, mit nachhaltigem Erfolg.
    3. Vorerst skeptischen Bootskollegen sage ich jedesmal, ich hab das von den XT-Schraubern, das beruhigt sie etwas.

    Daher erinnere ich mich gern an die leidenschaftliche Diskussion.
    Klingt nicht nach viel, aber trotzdem Danke dem Forum.
    (Hab euch nicht vergessen ... :wink: )

    LG Andreas

  • In der Tat - was aber daran liegt, dass bei den Bootsmotoren so selten was kaputt geht: "Over-Engineering" bis zum Exzess, allerdings auch Ersatzteilpreise zum Heulen....

    1985 XT350 55V
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