Der rote Bereich....

  • Dem roten Bereich haftet inerhalb unserer kleinen Gemeinde etwas mystisches an: Oft Objekt der Begierde, selten wirklich erreicht und wenn doch erreicht, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass man gerade etwas eigentlich Verbotenes, jedenfalls ganz und gar Unpassendes getan hat.

    Einzylinder präferieren - so geht die Sage - einen "mittleren" Drehzahlbereich, nicht zu hoch, nicht zu niedrig, grade dem Geschüttel entschwunden jedoch bevor mühsame Geräusche sowohl aus der Bilge als auch achtern an´s Gehör des Fahrers dringen.

    Was aber nun genau "mittel" ist, darob schweigt sich häufig die verbreitete Meinung als solche aus, Handbücher schreiben mitunter nach eigenen Definitionen, die nicht immer mit den unsrigen übereinstimmen und an sich ist "mittel" eigentlich zu niedrig.

    Zu niedrig dann, wenn im Gelände von "unten raus" Fontänen heckwärts in den Himmel geschleudert werden sollen oder im engen Winkelwerk häufig bunt-gekleideten Sport-Mottorradfahrern mal gezeigt werden soll, dass auf kleinen und engen Strassen 27 PS und aufrechte Sitzposition allemal ausreichen, um schneller um´s Eck zu biegen als der geneigte Vornübergebeugte glauben mag. Depressionen beim Vornübergebeugten nicht ausgeschlossen. Aber gerade bei solchen Aktionen wäre der eingangs erwähnte rote Bereich mitunter hilfreich, auch um Schmach und Schande noch etwas druckvoller verteilen zu können.

    Jedoch eben jener Bereich entgeht uns meistens - und wenn, dann entbehrt das Erreichen desselben sowohl einer gewissen Mühelosigkeit als auch gelassenen Grandezza.

    Nun begab es sich letzte Woche, dass ich meine Werkstatt vom Zustand maximaler Entropie wieder in einen Benutzbaren rückführen wollte bzw. musste. Und unter munterem Kramen entdeckte ich den Originalauspuff meiner XT. Die Umwandlung von Fe in Fe2O3 ginge mit derartiger Gründlichkeit vonstatten, dass der Gedanke, das Teil zu restaurieren sofort fallengelassen werden musste. Da war - spätestens ab dem Teil, das den tatsächlichen Endschalldämpfer umfasst - einfach nichts mehr zu retten. Gar nichts.

    Allein das Vorderstück vom Krümmerübergang bis zum Knick wies noch nennenswerte Mengen nicht-umgewandelten Eisens auf. Nicht besonders nennenswert, jedoch vorhanden. Zufällig fiel mein schweifend AUga auch auf einen Endtopf, den ich vor viele Jahren für 1 Euro - damals gab´s sowas noch - nagelneu und ungebraucht vom Hersteller Lenhard & Wagner - kurz L&W - ans ich für meine GPZ erworben hatte. Für dieselbe erwarb ich aber wenige Tage darauf für 10 Euro eine ebenfalls neue, zusätzlich aber komplette BSM-Future Anlage samt Krümmer und allem Gedöns.

    So geschah es, dass der Endtopf in einer der hintersten Ecken meiner Werkstatt vor sich hin lagerte, um just letzte Woche mir wieder unter die Griffel zu kommen.

    Mein rauchend-prüfend Amtsauge stellte eine frappierende Ähnlichkeit im Durchmesser zwischen dem Originalendtopf und dem L&W-Teil fest, welches sich auch durch Nachmessen nicht wiederlegen liess.

    Man könnte doch - so sinnierte ich - den gänzlich morschen Teil vom Original abschneiden und auf das gut halbierte L&W-Teil drausschweissen?
    Gesagt getan, 230mm Flex in Gang gesetzt und beide Töpfe mit freiem Amtsauge auseinander, aneinander gehalten - PASST! Perfetto, nun nur noch zusammenbraten und alles wird gut.

    Das mit dem Braten zog sich etwas länger hin, rein optisch war ich auf die Schweissnaht nicht wirklich stolz, aber Rost zu schweissen ist wirklich mühsam, da kann der gute Lorch nix dafür, jedoch es hielt und fiel nicht auseinander, was ich zwischendurch ernsthaft befürchtet hatte.

    Jedoch wurde es unter Scherzen und Lachen mittag bzw. abend und mein Hunger hielt mich von weiteren Aktivitäten diesbezüglich fern. Bis gestern abend!
    Gestern noch eben eine Halterung an den Topf gebraten (auch darauf kann ich rein optisch nicht stolz sein, aber es war schon finster...) und mich auf heute vertagt.

    O.K., heute mittag dann der Moment der Wahrheit. Doch chronologisch...

    Nach dem Anbau, welcher erfreulicherweise trotz Verwendung des freien AMtsauges beim Zusammenbau keinerlei unvorhergesehene Probleme bereitete, der erste Kick.

    Die erste zaghafte Zündung, ohne dass der Motor weitergeleufen wäre, entlockte mir - nicht ganz reine Freude - ein "Oh Scheisse!"

    Der 2. Tritt, welcher dann zum freudigen Leerlauf führte, beinahe eine Erektion! Der Sound lässt sich nur sehr schwer beschreiben. Ihr kennt einen amerikanischen Achtzylinder? Tiefe Töne, ausgesprochen sehr tiefe Töne. Nix Helles dabei. Das Ganze in einer Laufstärke, welche vielleicht vor dem Kriege als gerade noch akzeptabel durchgegangen wäre, seit der wirschaftswunder-geplagten Neuzeit jedoch müssen Motorräder leiser sein.

    Sind sie aber nicht immer. Meins jedenfalls gerade eben nicht.

    Ich muss vielleicht anführen, dass eben jener L&W Dämpfer (ein Hohn das Wort) freie Sicht auf´s Auslassventil zuliesse, wenn denn der Krümmer durch Biegungen dem nicht entgegenstünde. Ein reiner Absorptionsdämpfer im Racing-Trimm, bar jeglicher Innereien ausser Lochblech und Dämmwolle. Und einem Durchlass von gut und gerne 6-7 cm. Respektabel.

    Genau so hört sich´s an. Respektabel.

    Nun gut, mit egal, heute is Samstag und der Rennleitung muss ich dann wohl irgendeine mitleidserregende Geschichte flüstern, so sie mich damit erwischten, aber ausprobieren muss ich´s.

    Aus der Stadt raus, sanft warmgefahren und ausgerissen.

    Oh scheisse!

    Das geht. Das geht richtig gut. Ich näherte mich - 2. Gang dem roten Bereich, 3. Gang - rot, 4. Gang - rot, 5. Gang - rot (wen´s interessiert, 125 steht dann auf´m Tacho mit Originalübersetzung), 6. Gang und bei 135 hat mich der Mut verlassen. Keine Ahnung, was damit Top Speed machbar ist, aber es würde vermutlich erst am roten Bereich enden.

    Sensationell. Von wegen "oben zugestopft": Kann man knicken, da is nix mehr zugestopft. Aber gar nix! Willig, eigentlich gierig dreht das Gerät in den roten Bereich, von gequält kann gar keine Rede sein, es hallt von unten ein "Los, gib´s mir, Du Sau!" entgegen und ich entsprach dem Wunsche meines Moppeds.

    Ab 2000 - 9000 U/min einfach nur Zug wie am Gummiseil, das wird nicht mehr, das wird aber auch jenseits der 8000 nicht weniger. Einfach nur GEIL!

    Mir deucht, grade was Drehfreude jenseits der 6-7000 angeht, liegt´s nur und ausschliesslich am Dämpfer. Wenn das Ding nur nicht so grausam laut wäre, Männer das wär´s!

    Und damit komme ich auch langsam zum eigentlichen Grund des Getippes: Wer hat ´ne Idee, ´nen Plan oder ähliches, wie man für die XT (oder auch TT) da einen vernünftigen Schalldämpfer hinbekommt, der den Motor nicht zustopft. Oder man berichte über erfolgreiche Transplantationen von anderen Geräten. Egal, nur leiser sollt´er sein, Abgasmässig müssen sich die Treiber der "alten" - vor 1988 - XTs und TTs nix denken. Die danach haben allerdings ein Problem :(

    Das muss geregelt werden, weil sowohl BSM Enduro als auch Sebring machen´s nicht so,m wie das Ding heute, und vom Original red´ ich gar nicht.

    Fuck! Das muss so bleiben wie jetzt, nur ich muss zum TÜV und mit dem Puff brauch ich da nicht auflaufen, wird wohl doch der BSM wieder rankommen, aber nur für 1 Tag......

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • Moin Etti,

    einfach herrlich geschrieben. :!:


    Ich habe so einen Endtopf an meiner TT 600 dran, auch "for race only" nur mit Lochblech und Dämmwolle.

    Mit der Leistungsentfaltung ist das bei der TTR noch gravierender zu spüren.

    So lange der Dämpfer frisch gefült mit Wolle ist, da gehts auch von der Lautstärke her.
    Nur wen du dann etwa 300-400 KM gefahren bist wirds wieder lauter.

    Ich hatte den Auspuff bis zum letzten Wochenende dran. Auf der Probefahrt hab ich bei lauwarmen Motor auf der Landstraße einen PKW überholt.
    Kurz rauf bis zum Begrenzer (die TTR hat so was), dran vorbei, und dann Gas weggenommen.
    Der motor mager leicht ab, es knallt. (magerknallen)

    Ein Panzergeschoß ist auch nicht lauter. :lol:

    So kann man jedenfalls nicht mehr in den Wald.

    Also den Serienauspuff dran.
    Nun hab ich fast ein anderes Moped. :cry:


    Gruß,
    Peter

    Gruß,
    Peter


    Nur im Lexikon kommt Erfolg vor Fleiß.

  • Hi Etti,

    hatte ein ähnliches Problem mit einer Suzuki :oops: DRZ 400 SM.
    Gebraucht gekauft mit leicht überarbeitetem Motor und einer
    offenen Akra Anlage.
    Das Teil dreht, dreht und dreht und BRÜLLT nach mehr.
    Genau das richtige um morgens um halb sechs in einem
    dicht bebauten Wohngebiet zur Arbeit zu fahren :shock:

    Hab´ da jetzt einen Endtopf von einer GSX 600 R dran.
    (Da macht jemand ein Verbindungsrohr und eingetragen
    bekommt man den Kram auch, naja manchmal).

    Das Ganze ist angenehm leise.
    Von Standgas bis mitschwimmen im Breufsverkehr,
    danach wird´s lauter. Bis ca. 94 dB.
    Dann ist sie aber im roten Bereich, und den
    erreicht sie immer noch recht locker.

    Ist eine gute Lösung wie ich, und auch meine Nachbarn,
    finden. Lediglich für´s Endurowandern ist es "Grenzwertig".

    Hoffe das hilft Dir weiter.
    Marc

  • Moin Etti!
    Eine Lösung für dein Problem wäre, einen extrem langen Absorbatiosndämpfer zu verwenden. Dadurch wird der Sound "erträglicher" und der Durchlass bleibt erhalten.
    Mit Reflexionsdämpfer hab ich nur wenig Erfahrung, aber mit eienr Kombination beider Systeme lassen sich die besten Ergebnisse erziehlen.

    Hast du noch Sex, oder fährst du schon BMW?

  • Schoma probiert,einfach ein gebogenes Rohrstück reinzustecken, dessen Öffnung nach unten zeigt?

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

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