Das erste mal Drehmomentschlüssel und gleich die Hosen voll

  • Hallo Gemeinde,
    nachdem ich seinerzeit an der TT am Ölfiltergehäuse die Schrauben überdreht hab hab ich mir zum 1. Ölwechsel an meiner YZF 250 einen Drehmomentschlüssel gekauft.
    Proxxon bei Polo 5- 30 NM.
    Um ein Feeling für die eigentliche Funktionsweise zu bekommen erstmal mit dem Ding an der Fußrastenhalterung der TT rumgeschraubt., bisschen verstellt; usw. super.
    So weit so gut.
    Ölwechsel eingeleitet, jetzt sollte die große Stunde des Tools kommen.
    Dann am Rahmenbrustrohr der YZF die Ablassschraube (Metall in Metall; 12 er Nuß; M ?) mit 23 Nm Festgezogen.
    für mein Gefühl muß ich da ziemlich drücken; der Hebel des Schlüssels ist ja doch 30 cm lang; OK; Kupferdichtung war neu; muß sich ja auch setzen.

    Als nächstes Ablassschraube ins Kurbelgehäuse (Metall in Leichtmetall; 12er Nuß M ?) mit 20 Nm; neue CU Dichtung;selbes Feeling wie am Brustrohr.

    Nun zu den 3 kleinen Schrauben am Ölfiltergehäuse.
    3 x M6 Metall in Leichtmetall; kennen wir ja von der TT.
    die Schrauben mit dem T- Griff vom 1/4 Zoll Nußkasten erstmal angelegt.
    Drehmoment lt. Handbuch 10 Nm.
    Erstmal 6 eingestellt; Angezogen,super; dann 8 eingestellt, angezogen; super. Für mich schon ein saublödes Gefühl mit 30cm Hebel das Fingerspitzengefühl komplett dem Werkzeug zu überlassen.
    Dann 10 eingestellt; angezogen; nun Verließ mich der Mut.
    die Steigerung von 6 auf 8 ging schnell zur Auslösung des Schlüssels aber von 8 nach 10 hab ich einfach kein gutes Gefühl jetzt weiterzudrehen.
    Ich drücke bedächtig am 30er Hebel; dreht sich jedoch nach meinem Bauchgefühl viel zu weit un der Schlüssel gibt nicht frei (Drehmoment erreicht).
    Wenn ich jetzt 1/4 Zoll Nuß mit Griff in T Stellung und Einhandbedienung ansetze geht schon nichts mehr.

    Das Werkzeug macht schon einen guten Eindruck aber mir fehlt der Glaube !
    Werds jetzt mal bei 8ganze + "0,irgendwas" Nm belassen; wenns dicht ist ists gut oder ?

    Mach ich was falsch bzw. was für Erfahrungen habt Ihr mit diesem Teufelswerkzeug ?

    Lasst mal bitte was los. !

    Danke und Grüße

  • Zitat von Gunter TT 350

    Werds jetzt mal bei 8ganze + "0,irgendwas" Nm belassen; wenns dicht ist ists gut oder ?

    Äh, ja...:-)

    Da ich bisher nur wenige und mit der Zeit abnehmende Anzahl an Gewinden getötet habe, nehm ich weiterhin das normale Werkezugs (T-Griff) für derartige Schrauben, Ölschraube am Rahmenrohr die kleine 1/4"-Knarre. Dann mit Gefühl, und lieber nochmal nachziehen wenns nicht dicht ist. Der kleine Drehmomentschlüssel liegt annähernd neuwertig irgendwo rum, ist aber sicherlich eine Hilfe, um mal auf das Gefühl zu kommen was 5/10/15Nm sind für Einsteiger auf dem Gebiet. Hast du deinen mal mit 10Nm an was anderem ausprobiert? Kannst ja mal an nem alten (Yamaha)-Aluteil testen (nicht Simson, die haben besseres Alu :-))...

    ...manche Dinge machen wirklich keinen Sinn, sind aber gut fürs Ego...

  • iss schon richtig wenn du auf dein gefühl hörst.bei diesen schrauben müssen keine 10nm anliegen.vor allem nicht,wenn man nicht weiss,was die gewinde in ihrem langen leben schon alles mitmachen mussten.ist ja keine motorenaufhängung.ich zieh meine mit 7nm an.und das wird auch dicht.
    wichtig bei allen dichtflächen (egal wo ) ist,das sie gleichmässig angezogen werden und locker.wenns nicht dicht ist,halt ein bischen nachziehen.besser als einmal zu fest :wink:

    Peace , Love und Vollgas

    Viel von meinem Geld hab ich ausgegeben für
    Alkohol,Frauen und schöne Motorräder.
    Den Rest hab ich verprasst !

  • und vergiß nicht wenn du den Schlüssel nicht mehr brauchst ganz zurückgedreht lagern
    schöne Grüße
    Manfred

    zu alt um zu arbeiten
    zu jung um zu sterben
    aber superfit um zu reisen

  • Das bange Gefühl gibt sich und gerade, wenn Kupfer- oder Aludichtscheiben untergelegt werden, isses eh besonders ausgeprägt.
    Das liegt weniger am langen Hebel, sondern dass das gefühl dadurch verwässert wird.
    Hätteste nen drehmomentschlüssel mit 15cm Länge und 1/4"-Antrieb, würdeste dich gleich viel besser fühlen.
    Wir haben ja fürs Fahrrad grosse und kleine DMS, und irgendwann denkste da gar nimmer drüber nach.
    Allerdings ziehe ich da auch viele Schrauben nicht mit dem angegebenen, maximal zulässigen Drehmoment an, ums material nicht zu strapazieren.
    Maximalwert einstellen und nach Gefühl festziehen, bis das Bauteil fest ist, dabei drauf achten, dass der maximalwert nicht überschritten wird.
    Bei Gehäusen mit Dichtungen isses natürlich was anderes;- da kommts schon drauf an, dass die Planflächen sich nicht durch unterschiedliches Anzugsmoment verziehen.
    Und 10Nm für ne 6er Schraube in Japanaluminium (speziell für eine, wo die gewinde mal gerne ausfotzen)vorzuschreiben iss ja eh schon nimmer fahrlässig, sondern grober Unfug.

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Ja prima,
    vielen Dank für die vielen Feedbacks.
    Hilft wie immer super weiter !
    Ich nehm dann mal an wenn so Themen wie Zylinderstehbolzen und Nockenwellenlagerböcke kommen sind die Angaben im Handbuch Pflicht oder ?

    Oder geht man da eher nach Tabellenbüchern vor die die Drehmomente zu Gewindedurchmesser zuordnen ?

  • Bin da kein Fachmann, aber sollte einen Schraube mit einem Drehmomentschlüssel nicht in einem Zug, also in diesem Falle von 0 auf 10Nm angezogen werden, statt erst mit 6, absetzen, dann mit 8, absetzen und dann mit 10 Nm?

    Kann das nicht wirklich begründen, aber ich habe das Gefühl, dass mein Drehmomentschlüssel dann zuverlässiger auslöst.

    Gruß GOGO

    WR400F, XT6002NF

  • Zitat von GOGO

    Bin da kein Fachmann, aber sollte einen Schraube mit einem Drehmomentschlüssel nicht in einem Zug, also in diesem Falle von 0 auf 10Nm angezogen werden, statt erst mit 6, absetzen, dann mit 8, absetzen und dann mit 10 Nm?

    Kann das nicht wirklich begründen, aber ich habe das Gefühl, dass mein Drehmomentschlüssel dann zuverlässiger auslöst.

    Gruß GOGO


    bei ner einzelnen Schraube macht man das eigentlich immer so...Nen Zylinderkopf bei PKWs ist bei manchen Herstellern etappenmässig festzuziehen..

    Weiss jemand wieviel die Kopfschrauben bei der XT/TT kriegen?!Tät mich mal interessieren...

  • nein-bei dichtflächen ist es sehr wichtig,dasd die schrauben,das zu dichtende teil erst gleichmässig andrücken um verkantungen auszuschliessen. 10 nm sind 10 nm.und immer über kreuz anziehen (bei 4 schrauben ) auch wegen dem verkanten.
    das du das gefühl hast,das der schlüssel genauer auslöst,liegt warscheinlich daran das die differenz zwischen 8 und 10 nm lediglich 2nm beträgt.und je nach hebel des werkzeugs sind 2nm absolut nicht zu spüren.

    Peace , Love und Vollgas

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  • Wenn Du den Zylinder anschraubst, dann würde ich mich schon an die NM halten. Das sind die zentralen Schrauben des Motors.
    Bei den anderen Deckelschrauben mache ich es immer nach Gefühl. Das Mopped ist kein Billiregal. Immer zart. Wenn es sich weich anfühlt ist es zu spät.

    XT 350 55V

  • Guten Morgen
    bei den Drehmomentangaben sollte man auch nicht vergessen dass sie auf gewissen Reibwerten basieren und daher für bestimmte Bedingungen angegeben werden.

    Nämlich üblicherweise für "trockene oder leicht eingeölte Gewinde".

    Wenn man (wie an manchen Stellen durchaus empfohlen) Fett oder Kupferpaste verwendet, dann ändert sich der Reibwert dergestalt dass man bei korrektem Drehmoment das Gewinde rausziehen könnte. Ich weiß jetzt die Faktoren nicht genau, glaube mich zu erinnern dass der Dremo in solchen Fällen erst 20 - 30% später (zu spät?) auslöst.

    Selbiges gilt für Gewinde in Alu die bereits mit Helicoil oder ähnlichen Edelstahleinsätzen repariert wurden - auch da ist der Reibwert der Stahlschraube im Stahlgewinde geringer als im Alu so dass es im Härtefall die Reparaturspirale rauszieht.

    Wirklich Sinn macht für mich ein Drehmomentschlüssel bei Motorinnereien (Primärmutter. Kupplung, ...) und Feingewinden ... und da wo es gleichmäßig sein muss (Zylinderkopf etc).

    Gryße!
    Andreas, der motorang
    der mal wieder zu Besuch ist

  • Und gaaaaanz wichtig. Wenn man den Kupplungsdeckel öfter aufmacht, weil man mal wieder den Kickstarter abgetreten hat, dann sollte man darauf achten, daß das Schraubenloch und die Schraube sauber sind. Wenn die Schraube auf dem Garagenboden rumrollt, dann ist die voller hartem Sandstaub, der das weiche Alu reduziert. Bürste benutzen. In das Gewindeloch einen Gewindebohrer per Hand eindrehen sammelt auch Dreck. Oder Zahnarztbesteck. Gibts für kleines Geld.

    XT 350 55V

  • Feuertaufe bestanden,

    der Motor hat beim gestrigen Crosseinsatz sein Öl behalten; lediglich die Motoröldruckkontrollschraube am Zylinderkopf direkt neben der Steigleitung hat kräftig geschwitzt.
    Hab ich beim Ölwechsel (Montag) mit 1/4 Zoll Nuss mit T-Griff nach Gefühl festgezogen (M6 in Alu).
    Hab ich gestern mal mit dem Dremo auf 7 Nm festgezogen; da ging noch was also wars darunter.
    Noch ne Frage: Da der Ölwechsel trotz vieler Schrauben zügig geht ist das Alu des Motors ja immer noch handwarm wenn man Zusammenbaut; die kleinen crosser werden ja in 2 Minuten Warmlaufen im Stand (vorm Ölwechsel) schnell warm.
    Diese ganzen Dremowerte beziehen sich doch bestimmt auf ein kaltes Gehäuse oder ?
    Wenns Alu warm ist kann man mit dem Gleichen Drehmoment (z.B. 8 NM bei M6) weiter drehen oder ?

    Grüße

  • Zitat von motorang

    Ich weiß jetzt die Faktoren nicht genau, glaube mich zu erinnern dass der Dremo in solchen Fällen erst 20 - 30% später (zu spät?) auslöst.

    Jou, kann etwa bis zu 30%, teilweise sogar mehr ausmachen.
    allerdings löst der Drehmomentschlüssel richtig aus;- nur fürs Gewinde wirds zu viel...

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

  • Hallo zusammen,

    bei diesem Beitrag muss ich an ein rlebnis aus dem Jahre 1974 zurückdenken. Damals hatte ich u.A. eine BMW R25. Die Erstzteilversorgung war damals für derartige Motorräder bei Weitem nicht so groß wie heute. Die erste Adresse für alte BMW-Motorräder war damals in Köln der Spezialist und zugleich Kölner Original Tillmann Haas. (Er war übrigens der Vater des 1955 beim Moto Cross Rennen in Leichlingen tötlich verunglückten Dieter Haas, der damaligen jungen deutschen großen Moto-Cross-Hoffnung, die zum ersten Todesopfer dieser Sportart hierzulande wurde.)
    Dieser Tillmann Haas war ohne Zweifel einer der hochkompetenten und angesehenen Persönlichkeiten in der damals noch überschaubareren Motorrad-Szene. Deshalb fragte ich ihn danach, mit welchem Drehmoment ich die Zylinderkopfschrauben der R25 anziehen müsse. Haas schaute mich auf die Frage zunächst nur eine Zeit lang schweigend an, so als wenn ihm nichts mehr einfallen würde; dann sagte er zu mir: "Jong, ene Drehmomentschössel han ich gar kene. Dat hät me em Jeföhl oder net! (Junge, einen Dremonentschlüssel habe ich gar keinen. Das hat man im Gefühl oder nicht!)"
    Nun, außer dem einfachen Biege-Drehmomentschlüssel habe ich inzwischen gleich zwei hochwertige in meiner Werkstatt hängen und ich benutze sie auch.

    Tragisch ist beim Drehmomentschlüssel, wenn man den falschen zu hohen Wert gelesen eingestellt und anschließend mal schnell das Gewinde im Butter-Alu der Yamaha durchgedreht hat. Mit dem natürlichen Gefühl ohne Drehmomentschlüssel wäre das dann nie passiert.
    M6 und kleinere Gewinde dehe ich deshalb grundsätzlich nie mit Drehmomentschlüssel an. Hier verlasse ich mich ausschließlich auf mein Gefühl und das hat mich bisher noch nie verlassen.

    LG von
    Hans Peter

  • Drehmomentschlüssel, Gefühl und gesunder Menschenverstand schliessen sich ja nicht aus.
    Es spricht nix dagegen, sich bei nem dünnen Schräubchen nicht mit vollem Körpergewicht an den DMS zu hängen, bloss weil er nicht knackt.

    Mein Nachbar hört gute Musik;- ob er das will oder nicht...:mrgreen:

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