In der Gebrauchtkaufberatung gibt es den Hinweis, daß einige Gewinde gerne vernudelt sind. Weil ich eine Schlosserlehre genossen habe und ein wenig über Gewinde weiß, möchte ich ein paar Sachen über Schrauben zum Besten geben.
1) Gewindearten:
- an der XT haben wir metrische Gewinde. Der Winkel, den man zwischen den Zacken oder besser Gewindeflanken messen kann beträgt immer 60°. Der Abstand der Gewindeflanken wird Steigung genannt. Den kann man per Lineal ermitteln und beträgt bei einer M6 Schraube 1mm. Bei M8 sind es 1,25mm, bei M10 sind es 1,5mm. Das "M" steht für metrisch. Ob es eine M6 oder M8 Schraube ist lässt sich mit einem Messschieber ermitteln. Einfach den Durchmesser des Gewindes messen. (Schieblehre ist falsch, mit einer Lehre kann man nicht messen, nur vergleichen !)
-Das Whitworth-Gewinde ist so ein angelsächsischer Kram, mit dem sich Klempner bei Rohren herumschlagen dürfen. Da beträgt der Flankenwinkel 55°. Oft ist das Gewinde kegelig geschnitten. Soll heißen, der Durchmesser des Gewindes wird beim Reinschrauben größer. Dadurch erreicht man eine bessere Dichtigkeit der Verbindung. Bei Gas, Wasser, Scheiße nicht zu unterschätzen. Die Bemaßung erfolgt in Zoll, Fuß, Unterarm und Fuß, was der normale Mensch nicht nach vollziehen kann.
-Das Trapezgewinde finden wir an unseren Schraubstöcken oder als Spindelgewinde an der Drehbank. Also meist als Bewegungsschraube. Der Flankenwinkel beträgt 30°. Vorteil des Trapezgewindes ist seine massive Profilierung, die große Kräfte aufnehmen kann. Wie beim Schraubstock.
Das Sägengewinde heißt so, weil es im Querschnitt wie eine rustikale Holzsäge aussieht. Es ist auch ein Bewegungsgewinde wie das Trapezgewinde. Allerdings neigt sich das Trapez dabei in eine Richtung. Es wird verwendet, wenn die Kraft aus einer Richtung kommt.
Das Rundgewinde sieht im Querschnitt wie eine Wellenlinie aus. Im zusammengeschraubten Zustand ist da recht viel Luft zwischen den beiden Schraubpartnern. Schön für Dreck, Anwendung bei Landmaschinen.
Glühlampen haben ein Edison-Gewinde. Auch rund. Messt mal den Außendurchmesser der Glühbirne und guckt, wie der Sockel heißt. Exx. Das xx steht für die Millimeter. Keine Zoll oder Füße. Warum weiß ich auch nicht.
2) Kennzeichnung:
Erstmal der Overkill:
"Benennung" "DIN-Hauptnummer" " Form" "zusätzliche Durchmesserangabe, zB bei Paßschrauben" "Nennlänge" "Gewinde- oder Schaftlänge" "Formbuchstaben" "Schlüsselweite" "Festigkeitsklasse, Härteklasse oder Werkstoff" "Produktklasse" "Formbuchstabe für Kreuzschlitz" "Oberflächenbehandlung"
So ist das nach DIN 962 geregelt. Bitte nicht über DIN spotten, das hat alles seinen Sinn.
Soweit treibt es natürlich niemand bei uns. Eine M12 Mutter nach DIN ISO 4032 mit Festigkeitsklasse 8 hieße "Sechskantmutter ISO-M12-8". Eine "Sechskantschraube ISO 4014-M12x50-8.8" ist eine Schraube mit Gewinde M12, Nennlänge 50mm, Festigkeitsklasse 8.8
Damit haben wir aber wenig am Hut. Eine M6x1 ist halt ein Gewinde mit 6mm Außendurchmesser von 6mm und einer Steigung von 1mm. Also Standard.
3) Unterlegscheiben
Diese Dinger sind von manchen heiß geliebt. Man sollte aber folgendes bedenken. Wenn man den Gehäusedeckel der XT dranschaubt, dann ist die Schraube eine Zugfeder. Schrauben sind immer eine Zugfeder, ok. Aber die Feder längt sich um ein paar µm. Wenn sich dann die Oberflächen von Schraubenkopf, Scheibenunterseite, Scheibenoberseite, Gehäusedeckel und Kurbelgehäuse zusammengerappelt haben, dann sind aus den paar µm 0µm geworden. Die Schraube ist also lose.
U-Scheiben verwendet man, wenn der Werkstoff, in den man die Schraube dreht sehr weich ist um Verformungen zu vermeiden oder um vor den Auswirkungen der Schrauberei geschützt zu sein. Also keine Riefen. Unser Alugelee ist natürlich schon recht weich. Aber die Anzugmomente sind ja eher bescheiden, also können wir uns das sparen.
3) Jetzt, was mir auf den Nägeln brennt. Schraube rein drehen
Es gibt SCHRAUBER und Schrauber.
Der SCHRAUBER: der will fertig werden. Schnell die Dichtfläche und das ganze Gedöns nochmal mit dem Lappen abgewischt, Deckel drauf, Schraube rein. Der Lappen lag aber auf dem Boden im Hinterhof. Bei dem gut gemeinten Abwischen der Dichtfläche vom Zylinderkopf hat er dabei die paar Sandkörner professionell in die ersten Gewindegänge der entsprechenden Gewinde geputzt. Deckel drauf, Schraube ansetzen. Die macht bei der Geschichte wegen dem Sandkorn im ersten Gewindegang keinen orthogonalen Eindruck, aber der SCHRAUBER will fertig werden. Die Schraube dreht sich etwas schwer. Aber das muss ja so sein, weil die auch was aushalten soll.
Im Endeffekt hat der SCHRAUBER ein zweites Gewinde in das Alugelee geschnitten. Bei Stahl gegen Alu verliert immer das teure Alu. Wenn der das nochmal macht ist das Gewinde auf jeden Fall nur noch ein Loch. Da kann man dann sein Geld drin versenken.
Jetzt der Schrauber. Der hat eine Freundin mit langen Fingernägeln. Sie dreht ihm die Schrauben mit den Fingerchen rein. Wenn sie es nicht schafft, dann fängt der Schrauber an das Gewinde zu reinigen. Druckluft, Lecken. Ich habe Zahnarztbesteck. Ein Gewinde ist eine formschlüssige Verbindung. Wenn die Schraube nicht rein will, dann ist was faul, Also Dreck im Gewinde. Niemals mir Gewalt eine Schraube in was hineinnudeln. Wenn es mit Daumen und Zeigefinger nicht klappt, dann hat man was falsch gemacht.
Schraubverbindungen sind ein weites Feld. Deswegen wurden auch eine Menge Bücher drüber geschrieben. Schraubensicherung, Dehnschrauben wie die vier am Zylinder, Art der Krafteinleitung, dynamische Lasten, Anzugsmomente, Anziehverfahren... . Man kann es so kompliziert haben wie man will. Wer was wissen will... ich mach den Peter Lustig für Schrauben.