Mal wieder eine Vergaserfrage

  • Hallo!

    Ich will morgen Vormittag zur HU und schaue grad soweit alles nochmal durch. Ich versuche auch den Vergaser einzustellen und habe mich mit der Tritscheren Methode versucht. Allerdings muss ich die Gemischschraube schon sehr weit rausdrehen, dass sich was tut. Ich bin jetzt ca. 6-8 Undrehungen von ganz rein gedreht wieder raus. Mit der Grundeinstellung ist sie besser angesprungen drehte jedoch nicht frei hoch. Nun dreht sie ab 3.500 richtig schön los, unten drunter jedoch kaum mehr. Im Standgas sofortiges Vollgas bewirkt absterben.
    Kann mir jemand mit mehr Ahnung von Vergasern da weiterhelfen?
    Den Schwimmerstand hatte ich beim Aufbau geprüft, werde aber nochmal nachsehen. Ansaugtrichter sind dicht.
    Ich komme so zwar erstmal zur HU aber optimal ist das nicht.

    Viele Grüße,
    Stephan

    Nachtrag: wo muss denn der 6 mm Schwimmerstand anliegen? Wenn das Motorrad waagrecht steht, ist der Vergaser ja noch etwas geneigt und folglich der Pegelabstand zur Dichtfläche verschieden. In der Mitte stimmt er jedoch ziemlich mit der Vorgabe überein.

  • Ja schon aber ich will ja unabhängig von der HU einen gut arbeitenden Vergaser haben...
    Das wird morgen schon keine Probleme bereiten aber mir gefällt es halt nicht so gut ;)

  • Wenn die Leerlaufgemisch-Schraube so schlecht anspricht, ist entweder dein Leerlaufsystem verstopft, oder du bist garnicht im Wirkbereich davon. Kann z.B. sein, dass dein Schieberanschlag zu hoch ist? O-Ring an Leerlaufschraube dicht? Spitze von der Schraube heile?

    ...manche Dinge machen wirklich keinen Sinn, sind aber gut fürs Ego...

  • Hmmm, wäre jetzt nicht sicher, siehe Rolfs Antwort, ob das im LL-System "hängt": Das Leerlaufsystem beeinflusst ja (ausser dem Leerlauf) nur das Verhalten bis max. 1/6tel Schieberöffnung.

    Mithin ist - neben schlechtem Anspringen - ein Symptom einer zu mageren Leerlaufeinstellung ein lästiges Konstantfahrruckeln im 4. Gang bei um die 50 km/h (Klassischer Stadtbetrieb).

    Zu diesem Behufe die Leerlaufanschlagschraube (was´n Wort :-)) rausdrehen, dass sie den Anschlag am Vergaser GERADE BERÜHRT. Keine Schieberöffnung! Dann 2 Umdrehungen rein (leichte Schieberöffnung).

    Danach Leerlaufgemischschraube 3 Umdrehungen raus! Nun sollte +- einer halben Umdrehung sowohl ein akzeptables Anspring- als auch Niederlastverhalten (Konstantfahrruckeln) herzustellen sein.

    Dein Schwimmerstand stimmt übrigens und ist korrekt nach Deiner Schilderung (Mitte Schwimmerkammer).

    Wenn die Kiste kalt (mit Choke) dann anspringt, nicht mehr an der Anschlagschraube drehen.

    Wichtig: Der Motor muss für das alles warm sein (also v.a. für das Konstantfahrverhalten).

    Anspringen (mit oder ohne Choke) sollte sie sowieso.

    Bis zu welcher Motortemperatur es besser mit oder ohne Choke geht, das ist in höchstem Masse individuell (auch vom Kickfuss, Dekompression, Ausentemperatur,..) abhängig. Das muss man "rauskriegen".

    Stell mal den Leerlaufanschlag ein und die Schraube 3 Umdrehungen raus und dann NUR NOCH die Gemischschraube verändern (wenn man die dann 4 Umdrehungen rausdrehen muss, ist das auch OK - genauso wenn´s nur 2 sind).

    Aber nicht an beidem gleichzeitig drehen - damit kommste nie hin!

    Wenn´s nicht klappt, gehste den umgekehrten Weg:
    Leerlaufgemischschraube 3 Umdrehungen raus und mit der Anschlagschraube "spielen". Kann durchaus sein, dass da irgendwas leicht verbogen ist, und jetzt eine oder 3 Umdrehungen erforderlich sind.

    Aber Du beeinflusst damit ausschliesslich das Vergaserverhalten bis 1/6tel oder 1/7tel Gasgrifföffnung. Alles drüber hinaus wird nicht mehr vom Leerlaufsystem sondern von der Mischdüse (Nadeldüse), Düsennadel und der Öffnung enstsprechendem Ringspalt um die Düsennadel bestimmt (bis ca. 2/3 Gasgrifföffnung.

    Jenseits der 2/3 Gasgrifföffnung bestimmt dann das Zusammenspiel zwischen Düsennadel/Nadeldüse und Hauptdüse das Gemisch (und damit das Fahrverhalten).

    Dass sowohl Ausaugstutzen dicht, Schwimmerstand korrekt und die ganze Düsenarie in gutem Zustand sein muss, versteht sich von selbst!

    Dein Schwimmerstand stimmt übrigens Deiner Schilderung nach! (Mitte Schwimmerkammer)

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • Ich weiß nicht mehr bei wem das war, aber "teilegrab" hatte den sehr hilfreichen Tipp gegeben, mal die Leerlaufdüse zu erneuern.

    Gruß,
    Peter


    Nur im Lexikon kommt Erfolg vor Fleiß.

  • Vielen dank schon mal für die Hinweise.
    Langsam verstehe ich das Problem.

    Also das Leerlaufsystem scheint jetzt sauber zu laufen, ich habe mich nochmal hingesetzt und eingestellt. Sie springt auf den ersten Tritt an.

    Oben raus dreht sie auch zügig, so dass ich denke, dass der Sekundärvergaser ganz gute Arbeit macht.

    Im Teillastbereich liegt aber scheinbar der Hund begraben, besonders unterhalb 3.500 / 4.000 UpM. Danach scheint wieder der Sekundärvergaser zu kommen.

    Also sollte ich mal Nadeldüse und Düsennadel in den Fokus nehmen. Habt ihr die Nadel alle auf original Position hängen oder individuell?

    Ich muss mich auch erst mal wieder an XT fahren gewöhnen... für jemanden der mit seiner Monster 1000 gern in Kurven driftet und mit schwarzen Strich wieder raus fährt, ist das eine ziemliche Umstellung - das muss aber nichts negatives bedeuten! Ist sehr entspannend 8)

    Beste Grüße

  • Düsennadel würde ich schwerstens empfehlen in die "Standard-Position(en) zu belassen. Wenn das nicht sauber funktoniert, dann ist die Nadeldüse im Eimer. Dann sollte die neu. Was aber nicht einfach ist, weil´se die für dne Sekundärvergaser (Gleichdruck) nur noch antiquarisch gibt. Primärseitig isse im Keyster Überholungssatz dabei - ebenso wie die Leerlaufdüse und die LL-EInstellschraube mit Feder und O-Ringelchen.

    Hilfsweise kann man DANN mal eine Stufe tiefer (wenn zu fett - kommt glelich) hängen aber eigentilch ist das nix Gescheites und wirklich gut laufen wird´se auch nicht damit.

    Wichtig wäre erstmal rauszukriegen, ob´se zu fett (wahrscheinlich) oder zu mager läuft: Schraub den Seitendeckel vom LuFi Kasten ab: Damit kriegt die Mühle deutlich mehr Luft und wenn´se ohne LuFi Deckel BESSER läuft, isse zu FETT. Dann siehe oben Nadeldüse und Hauptdüse evtl. auch noch.

    Läuft´se schlechter, dann isse zu mager und evtl. hat die Düsennadeln schon jemand tiefergehängt? Oder die Hauptdüsen geändert?

    1985 XT350 55V
    Simply change the gravitational constant of the universe!

  • Ich habe eben mal den Test mit der Luftfilter-Abdeckung gemacht. Ohne diese läuft der Motor schon besser. Die Symptome sind nicht verschwunden aber deutlich weniger ausgeprägt.
    Weiterhin ist bei 1/3 Gasgriffstellung und zwischen 2.000 und 3.500 UpM die Kiste wie zugeschnürt. Bei 3.000 UpM gibt es heftiges Konstantfahrruckeln und über 3.500 UpM dreht der Motor willig(er) hoch.

  • Hallo!

    Hast Du die "Bremsluftdüsen" hinten am Vergaser auch auf Durchgang
    geprüft?

    Die Kleinere von beiden geht zur Hauptdüse (Nadeldüse).

    Und @ trischter: Neeeeiiiiiin, wir werden dort nicht mit irgendwelchen Dingen herumstochern! :wink:


    Gruß Jochen

  • Hallo Jochen,

    bisher habe ich das so explizit noch nicht getan. Ich werde je nach Zeit am Wochenende den Vergaser nochmal zerlegen und prüfen.
    Kannst du mir diese „Bremsluftdüsen“ mal genauer beschreiben oder anhand eines Bilds zeigen?

    Gruß
    Stephan

  • Bild habe ich leider keines, aber ich verlinke auf einen anderen Beitrag wo
    die Düsen im grünen Kreis sichtbar sind.

    http://www.xt350.de/viewtopic.php?t=3061&start=0

    Die mit dem größeren Durchmesser geht zur Leerlaufdüse und von dort
    weiter zur Gemischregulierschraube.

    Die mit dem kleineren Durchmesser geht zur Hauptdüse.


    Beide haben die Aufgabe den durch die Haupt- bzw. Leerlaufdüse angesaugten Kraftstoff zu versprudeln bzw. die Ansaugkraft zum
    Treibstoff zu drosseln.

    Wenn die dicht sind, läuft die Kiste auch zu fett.

    Alles auf Durchgang prüfen ist somit wichtig, allerdings auch nicht ganz einfach, da die Düsen hinten am Vergaser recht klein sind und die Kanäle teilweise ums Eck gehen.
    Man sollte da auch nicht mit etwas Hartem herumstochern um die Düsen nicht zu beschädigen.
    Allerdings scheinen auch Profiwerkstätten die Methode mit einer Kupferlitze zu praktizieren und damit Erfolg zu haben.
    Bei mit selbst hat´s auch gewirkt.

    Grüß Jochen

  • Nochmal zu meinem Verständnis, n dem verlinkten Beitrag steht folgendes:

    Zitat

    Die Gemischregulierschraube reguliert das Verhältnis von Luft zu Benzin im Luft/Benzingemisch. Die Standarteinstellung für diese Schraube ist 3 Umdrehungen rausdrehen nachdem man zuvor die Schraube ganz reingedreht hat, jedoch ohne Gewalt.
    Dreht man nun die Schraube rein so magert das Gemisch ab. Dreht man die Schraube weiter raus wird es fetter. Für die Überprüfung des richtigen Gemischs siehe „Zündkerzenbild“

    Die Schraube beeinflusst jedoch nur das Standgas-Gemisch.
    Für das Gemisch bei teilgeöffnetem Schieber ist die Paarung Düse Nadel ausschlaggebend. Richtig?

  • Das Thema Kupferlitze... Ich hatte bisher auch nur Erfolg damit, die möglichen Probleme dadurch betrachte ich als reine Theorie. Und ich spreche von einer deutlich zweistelligen Zahl an Vergaserreinigungen + Einstellungen in den letzten Jahren. Bei Langstehern ist zu 80% eh das Leerlaufsystem. Ordentliches Ultraschall, Druckluft und danach co-Tester sind auch vorhanden... Das beste Ultraschall bringt aber wenig, wenn Pröppel feststecken die halt einfach mal ein Entfernen mit Kupferkabel-Litzen benötigen, natürlich mit etwas Fingerspitzengefühl und entsprechender Auswahl an Durchmessern.

    ...manche Dinge machen wirklich keinen Sinn, sind aber gut fürs Ego...

  • Die Schraube beeinflusst jedoch nur das Standgas-Gemisch.
    Für das Gemisch bei teilgeöffnetem Schieber ist die Paarung Düse Nadel ausschlaggebend. Richtig?


    Ja, so würde ich das mit meinem Halbwissen sehen.

    Bei geöffnetem Gasschieber sollte der Unterdruck im Bereich der
    LLG-Bohrung so stark einbrechen, dass durch das kleine Löchlein
    nichts (oder nur seeehr wenig) angesaugt wird.

    Das erklärt auch warum der Choke nicht funktioniert (Startprobleme)
    wenn die Drosselklappe (Gasschieber) nicht zumindest fast ganz geschlossen ist.
    (Beim Kaltstart kein Gas geben)
    Diese Bohrung liegt auch hinter dem Gasschieber.
    Genau wie die Standgasbohrung.
    Diese ist durch einen Kanal mit der LLG-Bohrung verbunden.
    (auch reinigen!)

    Jochen

  • Super Hinweise und Links, vielen Dank!
    Damit sollte ich den Vergaser doch sauber eingestellt bekommen. Evtl bestelle ich mir gleich noch die verfügbaren Düsen und Teile, die in dem anderen Vergaserthema kürzlich thematisiert wurden.

    Morgen werde ich versuchen mich dran zu machen...

  • Lieber treckerfahrer,

    vielen herzlichen Dank für Deinen Hinweis zu den „Bremsluftdüsen“! Ich hatte heute Nachmittag Zeit den Vergaser zu zerlegen und habe dabei den Luftkanal zur Hauptdüse verstopft vorgefunden. Mit Druckluft und etwas Kupferdraht ( Ja ja, ich weiß, hat am Vergaser nix zu suchen aber im Bereich des Lufteintritts in den Kanal, habe ich es als vertretbar eingestuft) könnte ich die Durchgängigkeit wieder herstellen.
    Die eben erfolgte Probefahrt hat so saumäßig Spaß gemacht :oops:
    Der Motor läuft jetzt deutlich elastischer, kraftvoller und ohne Verschlucken. Klasse!

    Super Tip Jochen, nochmals vielen Dank! Natürlich auch an alle anderen Beteiligten.

    Besten Gruß
    Stephan

  • Tip top. die einzige Frage die bleibt, ist: warum hatten wir das Vergaser zusitz theater in den 90igern nicht? liegt es doch am sprit? e10 wäre ja noch klar, aber das e5 scheint auch schon seinen beitrag leisten.

    Gruß


    Georg

    achtung dement!
    ja ich bin direkt, aber ehrlich.

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